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    Jacky89 Jacky89 ist offline
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    AW: Albert und das Schicksal der Welt

    Kapitel 5: Die neuen Stadtältesten

    In der Nacht von Sonntag auf Montag fiel es Rudolf erneut schwer, einzuschlafen. Er war nervös und konnte nicht aufhören, sich um das Wahlergebnis zu sorgen. Er hatte mehrere Wochen versucht, sich unters Volk zu mischen und die Leute von seinem guten Willen zu überzeugen. Nun blieb nur noch die Frage offen, ob das alles auch etwas genützt hatte und er tatsächlich einer der drei Stadtältesten für die kommenden fünf Jahre sein würde. Die gesamte Nacht lang hielt ihn diese Frage wach. Am nächsten Morgen gegen 9:00 Uhr klingelte es an der Tür und Rudolf schleppte sich müde zu ihr, um zu sehen, wer davor stand. Als er die Tür geöffnet hatte, blickte Rudolf in das lächelnde Gesicht eines Rathausmitarbeiters. Er sagte: „Guten Tag Herr Ehrig! Ich darf Ihnen hiermit freudig verkünden, dass die Bürger von Königsberg Sie zu einem der neuen Stadtältesten gewählt haben. Herzlichen Glückwunsch!“
    „Jaaaa!“, schrie Rudolf mit aller Kraft seiner Stimme in einer einmaligen Siegerpose und rannte seiner Frau in die Arme, die ebenfalls die freudige Nachricht vernommen hatte.
    „Ich hab's geschafft! Ich bin Stadtältester!“, sagte er freudig zu ihr. Sie reagierte mit ebenso euphorischem Ton: „Ich weiiiß!“, während die beiden umarmt auf und ab sprangen.
    Der Mitarbeiter aus dem Rathaus sagte: „Bitte folgen Sie mir! Ich soll Sie ins Rathaus fahren, wo Sie vor allen Kollegen und Gästen ihren Eid schwören werden und somit offiziell Ihr Amt antreten.“
    Rudolf stieg mit dem Rathausmitarbeiter in dessen Auto und wurde zum Rathaus gefahren. Während der Fahrt fragte Rudolf: „Und ... wer wird denn mit mir zusammen die Stadt regieren?“
    Der Rathausmitarbeiter antwortete: „Zwei Personen, die Sie bestimmt schon sehr gut kennen: Walther Stark und Otto Däumling.“
    Rudolf fragte verwirrt: „Ähm ... wer ist denn Otto Däumling?“
    Sein Gesprächspartner antwortete: „Na auch ein ehemaliges Stadtratsmitglied. Kennen Sie ihn etwa nicht?“
    Rudolf meinte: „Nicht so richtig. Ich muss ihn wohl noch besser kennenlernen.“
    Als Rudolf und sein Abholer beim Rathaus ankamen, wurde er in der Eingangshalle von Reportern, Mitarbeitern des Stadtrates, seinen beiden zukünftigen Kollegen und einigen Zuschauern, die gerade nichts Wichtigeres zu tun hatten, erwartet. Seine beiden Kollegen standen vorn am Pult. Ein ausgerollter roter Teppich führte direkt dorthin, links und rechts davon standen sämtliche Zuschauer. Auch Rudolf's Abholer stellte sich in die Menge und Rudolf ging nach vorn. Walther Stark begrüßte ihn: „Willkommen, Rudolf! Du hast es also geschafft.“
    Rudolf reagierte: „Guten Tag Walther! Und guten Tag Otto!“
    Otto Däumling gab mit leicht mürrischem Gesichtsausdruck ein „Hallo.“ von sich. Er wirkte etwas genervt. Walther Stark erklärte: „Jeder, der erstmalig oder nach einer Unterbrechung das Amt des Stadtältesten antritt, ist verpflichtet, den Regenten-Eid zu schwören. Auf dem Pult liegt der Text. Bitte lies ihn dir kurz durch und verkünde ihn dann laut, wenn du soweit bist!“
    Rudolf schaute auf den Zettel und las nach kurzem Überfliegen, mit gehobener rechter Hand und Ehrfurcht in seiner Stimme laut vor: „Ich schwöre, vom heutigen Tag an, als Stadtältester Königsbergs, unserer Stadt und ihren Bürgern treu zu dienen und frei von eigennützigen oder unmenschlichen Gedanken, nach bestem Wissen und Gewissen, im Interesse des Wachstums und des Wohlstandes das Amt auszuüben, das ich von meinen vertrauensvollen Mitbürgern empfangen habe!“
    Ein lauter Applaus war zu hören, nachdem Rudolf diese Zeilen vorgelesen hatte. Nun war Otto an der Reihe. Im Schnelldurchlauf rasselte er den Eid unbetont runter und erhielt hinterher ebenfalls lauten Applaus. Dann hielt Walther eine kleine Rede: „Mit dem heutigen Tag beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte von Königsberg. Ein Kapitel, dessen Inhalt von Rudolf Ehrig, Otto Däumling und mir geformt wird. Wir alle haben eine klare Vision von der Zukunft Königsbergs und werden unser Bestes geben, diese zugunsten unserer Stadt und ihrer Einwohner umzusetzen.“
    Nach weiterem Beifall der anwesenden Bürger fügte er hinzu: „Wenn Sie uns nun bitte entschuldigen: Wir haben wichtige Dinge zu besprechen.“ und wendete sich ab.
    Er ging in die oberste Etage zum offiziellen Besprechungsraum der Stadtältesten. Rudolf und Otto folgten ihm dicht auf. „Nehmt Platz!“, sagte er zu ihnen. Die beiden setzten sich an den runden Tisch und Walther erklärte: „Jeder von euch hat nun sein eigenes Büro. Rudolf sitzt in Raum 203 und Otto in Raum 204. Bevor ihr aber in euer eigenes Büro einziehen könnt, müssen wir unsere grundlegenden Ziele besprechen. Ist jeder mit den Wahlversprechen des anderen vertraut?“
    Rudolf hakte ein: „Ähm nein. Ich habe leider gar keine Ahnung, welche Versprechungen Otto gemacht hat.“
    Walther meinte: „Nun Otto, dann sag' es ihm bitte!“
    Otto zählte auf: „Die Legalisierung von Koks, die Abschaffung der Alkohol- und Tabaksteuer und das Recht auf Waffenbesitz für jeden Bürger.“
    Rudolf fragte leicht geschockt: „Und damit bist du gewählt worden?“
    Otto reagierte mürrisch: „Na was denkst du denn?!“
    Walther belebte die Diskussion: „Gut, nehmen wir diese Vorhaben als erste Grundlage für unsere Besprechung. Otto! Kannst du uns erklären, warum diese Veränderungen eingeführt werden sollten?“
    Otto stellte eine Gegenfrage: „Ja warum nicht?“
    Walther ging darauf ein: „Koks ist zum Beispiel aus gutem Grund verboten worden. Es sorgt für Halluzinationen, heftige Stimmungsschwankungen und daraus resultierendes unberechenbares Verhalten. Einerseits müssen wir die Menschen davor schützen, in einen solchen Zustand zu geraten, andererseits müssen wir die Bevölkerung vor denen schützen, die Koks konsumieren wollen. Das funktioniert am besten mit einem Verbot.“
    Otto startete seine Gegenargumentation: „Ach was, das sind alles nur Übertreibungen. Ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass es auf dem alten Planet eine Droge gab, die ebenfalls so hieß. Und die war viel gefährlicher. Außerdem gab es da noch andere Drogen, die auch schlechte Wirkungen hatten und abhängig machten, aber einige davon waren legal! Außerdem gibt es weitaus schlimmere Substanzen.“
    Rudolf sprach dazwischen: „Dann willst du also eine gefährliche Substanz legalisieren, weil es noch schlimmere Substanzen gibt?“
    Otto ging darauf ein: „Kann man so sagen. Ich bin da optimistisch. Manche Leute brauchen sowas eben. Sie brauchen ein Mittel, mit dem sie aus der schrecklichen Wirklichkeit entfliehen können. Das ist verständlich und sollte nicht verboten werden. Vielleicht könnten wir auch eine Art Kokssteuer erheben und so an dem Konsum der Bevölkerung verdienen.“
    Walther kommentierte: „Aber warum willst du dann die Alkohol- und Tabaksteuer abschaffen? Daran verdienen wir doch auch!“
    Otto erklärte: „Alkohol und Tabak sind feste Bestandteile unserer Gesellschaft und gehören einfach dazu. Sie sind wie Süßigkeiten, sie schmecken nur anders. Und eine Süßigkeitensteuer gibt es doch auch nicht! Aber wenn ihr unbedingt die Alkohol- und Tabaksteuer behalten wollt, ist mir das auch egal. Ich habe das nur versprochen, um mehr Wählerstimmen zu bekommen.“
    Rudolf entwickelte immer mehr eine gewisse Antipathie gegenüber Otto und schwieg, entsetzt über die Ausführungen seines neuen Kollegen. Walther dagegen sorgte weiter für reichlich Diskussionsstoff: „Und was hat es mit dem vorgeschlagenen Recht auf Waffenbesitz für jeden Bürger auf sich?“
    Otto klärte ihn auf: „Ich komme aus Süd-Königsberg und bin dort aufgewachsen. Ihr wisst sicher beide, dass das eine üble Ecke ist, in der zum Teil bewaffnete Leute durch die Gegend spazieren. Was würdet ihr tun, wenn jemand eine Waffe auf euch richtet und euch androht, zu schießen, solltet ihr nicht alles rausrücken, was ihr dabei habt? In so einer Situation muss man in der Lage sein, sich zu verteidigen. Und das funktioniert nur, wenn man selbst eine Waffe hat. Doch wenn man von der Polizei durchsucht wird und eine Waffe dabei hat, wird man eingbuchtet, obwohl man sie zum Selbstschutz braucht! Da stimmt was nicht!“
    „Interessante Argumentation...“, sagte Walther nachdenklich.
    Rudolf äußerte gereizt: „Vielleicht liegt die Lösung des Problems eher darin, alle Waffen aus der Bevölkerung zu entfernen, anstatt den Leuten eine zu geben, die noch keine haben! Die Polizei handelt absolut richtig, wenn sie die Waffen der Zivilisten beschlagnahmt und den Besitzer verhaftet. Waffenbesitz ist illegal und genau danach richtet sich die Polizei auch!“
    Otto reagierte genervt: „Du kapierst es einfach nicht, was? Es sind schon viel zu viele Waffen im Umlauf! Bist du häufiger in Süd-Königsberg unterwegs? Anscheinend nicht, sonst würdest du nicht so verblendet und utopisch hier rumlabern! Die meisten Leute, die Waffen besitzen, werden wohl darauf achten, dass ihnen die Polizei nichts anmerkt. Und was ist mit den Polizisten selbst? Die besitzen auch Waffen und zwar legal. Wenn Zivilisten keine Waffen haben dürfen, können sie jederzeit von der Polizei unterdrückt werden.“
    Rudolf kommentierte: „Die Polizei ist aber kein Unterdrücker, sondern ein Beschützer!“
    Otto sagte mit gestresst wirkender Stimme: „Oh Mann, das halte ich nicht aus! Glaubst du das allen Ernstes? In was für einer Welt lebst du? In einer bunten Seifenblase? Öffne deine verdammten Augen! Manche Polizisten sind noch übler, als die Schurken, die durch Süd-Königsberg laufen.“
    „Was soll das denn heißen?“, fragte Rudolf etwas verwirrt.
    Otto sagte mit herablassender Betonung: „Auch, wenn du dir das nicht vorstellen kannst: Nicht jeder Polizist auf unserer Welt ist der brave, vorbildliche Helfer, der er sein sollte. Einige Polizisten dealen nebenbei mit Drogen und behaupten, das wären beschlagnahmte Beweismittel, wenn sie erwischt werden. Andere vergehen sich an Frauen und es auffliegt, stellen sie das Opfer vor ihren Kollegen als völlig kaputte **** dar, der man kein Wort glauben kann. Und einige Polizisten hängen den Leuten, die sie nicht leiden können, einfach Verbrechen oder falsche Beweise an und erpressen sie damit oder sperren sie in den Knast. In dieser Stadt passieren die übelsten Dinge, während du unbehelligt in deiner Villa sitzt und Champagner schlürfst!“
    Rudolf reagierte: „Ich wohne nicht in einer Villa, sondern in einem Haus! Und Champagner gibt es bei uns nur selten.“
    Otto redete weiter: „Und ich habe in meiner Kindheit und Jugend zusammen mit meinen Eltern in einer winzigen Mietwohnung gelebt. Ganz ohne Champagner. Das Ding war die reinste Bruchbude! Und die Nachbarn waren auch nicht gerade feine Leute!“
    Rudolf meinte: „Das tut mir Leid für dich, aber denkst du, dass diese Zustände sich wirklich bessern, wenn jeder mit einer Waffe herum läuft? Dann wird es nur noch mehr Gewalt geben und die Leute werden in größerer Angst leben.“
    Otto ging darauf ein: „Viel größer kann die Angst in meinen Augen nicht werden. Ich persönlich habe am meisten Angst, wenn ich ohne Waffe durch die Gegend laufen muss. Es braucht bloß mal jemand kommen, der auf Beutezug ist und schon stehe ich wieder mit nichts da.“
    Rudolf sagte nachdenklich: „Ich weiß nicht so recht ... das ruft in mir die gleichen Bedenken hervor, wie das neue Waffengesetz, das Walther angeregt hat. Gibt es nicht einen anderen Weg?“
    Walther äußerte eine kurze Zwischenbemerkung: „Also ich finde Otto's Argumentation einleuchtend.“
    Dann sagte Otto: „Du scheinst einfach keine Ahnung zu haben, wie es in Süd-Königsberg ist. Vielleicht würdest du zur Einsicht kommen, wenn wir morgen mal einen Spaziergang durch diesen Stadtteil unternehmen.“
    Rudolf sagte leicht nervös: „Also das muss nicht unbedingt sein. Ich weiß ja, dass Süd-Königsberg nicht der Vorzeigeteil unserer Stadt ist. Und ich habe auch vor, diesem Stadtteil zu besseren Umständen zu verhelfen. Aber ich glaube nicht, dass wir das mit legalisiertem Waffenbesitz erreichen.“
    Otto kommentierte andeutend: „Was soll das heißen - es muss nicht unbedingt sein? Du willst ein Problem lösen, ohne es genau zu kennen? Blind durch die Stadt laufen und von Besserung der Dinge predigen, die du gesehen hast? Wie glaubwürdig...“
    Rudolf ließ sich überreden: „Ist ja gut! Wenn du dir sicher bist, dass es meine Ansicht so sehr verändern wird, spazieren wir eben morgen durch Süd-Königsberg!“
    „Abgemacht!“, sagte Otto und berief sich auf ein bereits angesprochenes Thema:
    „Was ist nun mit der Legalisierung von Koks? Seht ihr ein, dass wir das umsetzen sollten?“
    Rudolf antwortete entschieden: „Nein!“
    Walther schloss sich der Aussage an. Doch Otto wollte nicht so leicht aufgeben und argumentierte: „Ach kommt! Das Zeug kursiert doch sowieso schon kiloweise auf der Straße! Es wird auch damit gehandelt, wenn es verboten ist. Merkt ihr denn nicht, dass dieses Verbot überhaupt nichts bewirkt?“
    Rudolf merkte an: „Mit „überhaupt nichts“ hast du sicher Unrecht. Es gibt Leute, die sich an Gesetze halten und denen es wichtig ist, zu wissen, was verboten ist und was nicht.“
    Otto entgegnete: „Ja und es gibt auch Leute, denen es völlig egal ist, was verboten ist und was nicht, weil sie nur das tun, was sie wollen. Die Leute, von denen du sprichst, würden sich doch auch von Koks fernhalten, wenn es nicht verboten wäre. Und zwar, weil ihnen die Wirkung des Stoffs bekannt ist. Das ist es, was diese Art Leute eigentlich davon abhält, zu koksen: Die Wirkung. Nicht das Verbot. Aber andere Leute finden die Wirkung des Stoffs klasse und konsumieren es genau deshalb. Denen ist das Verbot egal.Wenn wir Koks legalisieren, sparen wir der Polizei eine Menge Arbeit und im Gefängnis gibt es auch wieder Platz für neue Straftäter.“
    Walther kommentierte: „Mach' dir wegen dem Platz mal keine Sorgen! Das Gefängnis ist zwar beinahe voll, aber es wird bereits ein zweites gebaut.“
    Rudolf sagte leicht frustriert: „Das ist doch Wahnsinn! Wenn ein gefährliches Rauschmittel im Umlauf ist, dann liegt die Lösung des Problems doch nicht darin, das Rauschmittel zu legalisieren! Wir müssen dafür sorgen, dass dieses Zeug von den Straßen verschwindet und alle Quellen davon vernichten! Es ist schließlich unsere Aufgabe, für das Wohl der Menschen in Königsberg zu sorgen.“
    Otto diskutierte weiter: „Ja, sicher. Und wie bitte gedenkst du, das Zeug von der Straße zu holen? Hast du überhaupt schon mal Koks gesehen? Und wie kommst du darauf, dass wir alle Quellen vernichten können? Die Pflanze, aus deren Blättern der Stoff hergestellt wird, wächst auch in der freien Natur. Im Norden, wenn du es genau wissen willst. Es soll angeblich Leute geben, die nur aus diesem Grund Ausflüge in den Norden Renitiums unternehmen. Und die Garantie, dass die anderen Städte ebenfalls deinem Plan folgen, hast du auch nicht. Was wäre, wenn nur Königsberg allein dagegen vorgeht und die anderen Städte wegschauen? Dann besorgen sich die Junkies ihren Stoff aus anderen Städten und die Probleme gehen weiter.“
    Walther sprach dazwischen: „Das mit den anderen Städten ist ein wichtiges Argument. Wir können mit ihnen reden, aber wir können sie nicht zwingen, unserem Beispiel zu folgen oder uns zu unterstützen.“
    Rudolf ging darauf ein: „Ich gehe davon aus, dass die Regierung der anderen Städte ebenfalls aus vernünftigen Menschen besteht. Es sollte nicht schwer sein, sie davon zu überzeugen. Und nein, ich muss zugeben, ich habe noch nie Koks gesehen. Wie sieht das aus? Wenn die Zutaten in der freien Natur wachsen, macht das die Sache komplizierter. Aber nur deshalb können wir doch nicht zulassen, dass die Bevölkerung der Abhängigkeit verfällt und Menschen im Rausch durchdrehen!“
    Otto erklärte: „Koks ist ein helloranges Pulver, das sich Konsumenten durch die Nase ziehen. Ich habe gehört, es soll daran gearbeitet werden, das Zeug zu verflüssigen.“
    „Woher weißt du das?“, fragte Rudolf andeutend.
    Otto reagierte: „Man munkelt es auf den Straßen von Süd-Königsberg.“
    Mit verdächtigendem Unterton äußerte Rudolf: „Du bist ziemlich gut informiert ...“
    Otto versuchte, davon abzulenken: „Ich hab' das nur rein zufällig mitbekommen, als sich andere darüber unterhielten. Walther, was denkst du denn über den Vorschlag, dass Koks legalisiert werden sollte?“
    Walther meinte: „Ich denke, es ist besser, wenn es verboten bleibt. Dieses Verbot wird oft gebrochen, aber ich bin dennoch der Meinung, dass es einen Zweck erfüllt.“
    Otto gab sich geschlagen: „Okay ... dann wird es eben verboten bleiben.“
    Eine kurze Ruhe kam auf. Otto war unzufrieden mit dem Ergebnis der Diskussion, versuchte aber, seinen Ärger zu verstecken und nichts Unüberlegtes zu sagen. Walther ergriff das Wort: „Sag mal Otto, was hältst du denn von dem neuen Waffengesetz, das ich einführen will?“
    Otto reagierte: „Ich bin einer der wenigen, die es befürworten. Es ist sinnvoll.“
    Walther freute sich über diese Aussage. Er fragte auch Rudolf erneut nach seiner Meinung: „Und du, Rudolf? Bist du noch genau der gleichen Meinung, wie letztes Mal?“
    Rudolf erklärte: „Ja. Ich bin mir sehr unsicher darüber, ob das wirklich eine so gute Idee ist. Ich verstehe, was du meinst und aus welchem Grund es sinnvoll wäre. Aber auf der anderen Seite wäre ich besorgt darum, was mit diesen militärischen Waffen geschehen würde, so lange uns die Aliens nicht angreifen.“
    Walther versicherte ihm: „Na ganz einfach: Sie würden unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen gelagert werden. So, dass kein Mensch Zugang zu ihnen hat, bis der Ernstfall eintritt.“
    Rudolf sagte nachdenklich: „Das klingt ja eigentlich gar nicht so schlecht.“
    Walther kündigte daraufhin an: „Gut, dann findet nächste Woche die offizielle zweite Abstimmung darüber statt. Hoffentlich kann endlich eine eindeutige Entscheidung getroffen werden.“
    Walther war sehr zuversichtlich, dass das Waffengesetz nun endlich umgesetzt werden würde. Als nächstes äußerte er: „Was die Legalisierung des Waffenbesitzes für jeden Bürger betrifft, werden wir uns zu einem späteren Zeitpunkt am besten nochmal genauer verständigen. Die Abschaffung der Alkohol- und Tabaksteuer wäre im jetzigen Zeitpunkt eine schlechte Idee. Die Stadt ist verschuldet und wir brauchen jeden Taler, den wir kriegen können.“
    Rudolf fragte interessiert: „Wie konnte es denn dazu kommen, dass sich die Stadt verschuldet?“
    Walther antwortete: „Ach, das ging alles schneller, als uns lieb war. Ich schätze, wir haben in zu viele Projekte gleichzeitig investiert und dabei vergessen, die Kosten zu kalkulieren. Jetzt, wo das passiert ist, können wir eigentlich nur noch daraus lernen.“
    Walther blickte kurz auf seine teure Armbanduhr und sagte: „Es ist gleich 12:00 Uhr. Machen wir erstmal eine Stunde Mittagspause und treffen uns um eins wieder hier!“
    Die drei Stadtältesten standen auf. Walther und Otto gingen zielstrebig ihres Weges. Rudolf ging nach draußen und spazierte durch die von der Herbstsonne schön gefärbte Innenstadt, um ein Restaurant zu finden und sich ein gutes Mittagessen zu gönnen. Er spielte kurz mit dem Gedanke, in der Gaststätte „Goldene Sonne“ vorbei zu schauen, doch diese Idee verdrängte er schnell wieder. Er war sich sicher, dass er dort kein gern gesehener Gast sein würde, besonders nicht für seine ehemalige Chefin.
    Als die Mittagspause vorbei war, fanden sich Rudolf, Walther und Otto wieder im Besprechungsraum des Rathauses ein. Walther erhob das Wort, um die Besprechung fortzusetzen: „Ich hoffe, ihr hattet beide ein gutes Mittagessen. Machen wir am besten mit den Plänen von Rudolf weiter. An erster Stelle haben wir die Festnahme des Dämonenengels. Wie genau stellst du dir das vor, Rudolf? Wir sind keine Polizisten.“
    Rudolf reagierte: „Stimmt, aber wir sind doch die obersten Vorgesetzten der Polizei, oder? Ich halte es für dringend notwendig, dass wir uns mit dem Polizeipräsident von Königsberg zusammen setzen und besprechen, wie sie mit ihrer Arbeit voran kommen und welche Hindernisse sie davon abhalten, Ergebnisse zu erzielen. Wir sollten gleich heute zur Polizeiwache gehen.“
    „Muss das sein?“, fragte Otto demotiviert.
    Rudolf sagte überzeugt: „Allerdings muss das sein! Ich bin es leid, ständig neue Berichte über Leichen mit einem Engelsbild darauf zu lesen, wenn ich morgens die Zeitung überfliege.“
    Otto schlug vor: „Dann könnten wir den Zeitungsverlag doch überreden, nicht mehr darüber zu schreiben.“
    Rudolf fragte verärgert: „Soll das ein Witz sein? Ich meine damit, dass dieser gefährliche Mörder endlich aufgehalten werden muss!“
    Otto reagierte: „Na gut, du hast wohl Recht. Und ja, es sollte ein Witz sein.“
    Walther ergriff das Wort: „In Ordnung, wir werden dem Polizeipräsident demnächst einen Besuch abstatten. Und das Reden überlassen wir am besten dir.“
    „Gut!“, kommentierte Rudolf kurz.
    Walther sprach weiter: „Wie sieht es mit dem Ladenschlussgesetz aus, von dem du gesprochen hast? Was stellst du dir darunter vor?“
    Rudolf erklärte: „Ich denke, es sollte Uhrzeiten geben, zu denen überhaupt keine Läden oder Gaststätten geöffnet sein dürfen. Außerdem sollte unser Arbeitszeitgesetz auch ein paar Festlegungen für Gaststätten und Läden treffen, was die maximale Menge an Arbeitsstunden pro Tag betrifft. Bisher steht nur da, dass Sonderregelungen zulässig sind.“
    Walther ging darauf ein: „Das klingt alles gut, aber ich glaube, du hast das Arbeitszeitgesetz noch gar nicht richtig studiert. Es regelt im Bezug auf die Arbeitszeit bereits maximale Stundenmengen, die für jeden Beruf gelten. Egal, ob in einer Gaststätte oder sonstwo. Es wurde nach einer Vorlage aus der alten Welt entwickelt und ein wenig gekürzt, aber das Wesentliche steht noch drin.“
    Rudolf meinte nachdenklich: „Das war mir nicht klar. Okay ... dann sollten wir alle Unternehmen verpflichten, sämtliche Gesetze, die Mitarbeiter betreffen, für jeden sichtbar im Betrieb auszuhängen. Dann könnten die Mitarbeiter auch leichter abschätzen, ob sie dem Gesetz entsprechend behandelt werden.“
    Otto merkte an: „Einem Großteil würde das nichts nützen. Einige verstehen die kompliziert formulierten Gesetzestexte nicht, andere trauen sich nicht, das Wort gegen ihren Chef zu erheben, weil sie Angst vor einer Kündigung haben.“
    Rudolf kommentierte: „Aber es gibt doch auch Leute, die Gesetzestexte gut verstehen und den Mut haben, sich für ihre Kollegen einzusetzen. Aus genau diesem Grund sollte es umgesetzt werden.“
    Walther sagte dazu: „Da muss ich dir Recht geben, Rudolf. Ich frage mich nur, warum wir erst jetzt davon hören. Immerhin ist das ein ganz gewöhnlicher und vor allem sinnvoller Gesetzesvorschlag. Den hättest du jederzeit im Rathaus einreichen können und dann wäre dieses Gesetz möglicherweise schon längst in Kraft getreten.“
    Rudolf gab zu: „Das war mir bisher überhaupt nicht bewusst.“
    Walther meinte: „Genau da liegt in meinen Augen ein Problem. Die Leute beschweren sich über ihre Regierung und die Gesetze, aber machen keine Verbesserungsvorschläge, obwohl sie jederzeit die Möglichkeit dazu haben. Als ginge es ihnen nur darum, ein bisschen zu meckern. Und dann gibt es natürlich noch Leute, die sinnlose Vorschläge einreichen und enttäuscht sind, wenn wir diese nicht umsetzen...“
    Nach dieser Aussage von Walther schwiegen die zwei anderen Stadtältesten nachdenklich. Rudolf und Otto hatten keine Ahnung, was sie dazu noch sagen sollten. Dann sprach Walther: „Nun gut, ich wäre dafür. Du auch, Otto?“
    Otto kommentierte: „Ist mir egal. Also ja, von mir aus.“
    Walther sagte: „Gut, dann werden wir den Beschluss dieses Gesetzes am Mittwoch offiziell verkünden. Ich sage unseren Mitarbeitern nachher Bescheid, dass sie eine entsprechende Meldung an das Amt für Justiz und Gesetzgebung richten sollen. Außerdem werden wir einen Infobrief an alle Unternehmen in Königsberg verschicken.“
    Rudolf merkte an: „Diese Veränderung wäre sicher auch für die anderen Städte eine gute Idee.“
    Walther ging darauf ein: „Das denke ich auch, aber jede Stadt darf über den Neubeschluss von Gesetzen selbst entscheiden. Sobald eine neue Stadt gegründet wird, verpflichten sich die Siedler, unser Grundgesetz zu bewahren. Den Rest können sie selbst gestalten, wie sie es wollen. Du kannst ihnen dein Gesetz höchstens empfehlen, aber sie nicht dazu verpflichten.“
    Rudolf sagte dazu: „Ich werde es auch empfehlen. Wann treffen wir sie denn?“
    Walther meinte: „Das nächste Treffen ist für Freitag in einem Hotel in Silberstadt geplant. Wir haben dort einen großen Konferenzsaal inklusive Verpflegung gebucht.“
    „Und wer bezahlt das alles?“, fragte Rudolf spontan.
    Walther erklärte: „Wir teilen uns da rein und benutzen die Bevölkerungsgröße unserer Städte als Maßstab.“
    „Das ist eine gute Methode“, kommentierte Rudolf.
    Walther sprach das nächste Wahlversprechen von Rudolf an: „Als nächstes hast du die Verschönerung der Stadt versprochen. Jetzt bin ich gespannt, zu hören, was du dir darunter vorstellst.“
    Rudolf begann, zu erzählen: „Hauptsächlich denke ich dabei an den Stadtteil Süd-Königsberg, den wir ja vorhin schon angesprochen haben. Ich denke, dieser Stadtteil wird ein viel schönerer Ort sein, wenn keine Drogen oder Waffen mehr im Umlauf sind und die städtischen Mittel dazu verwendet werden, wichtige Gebäude zu sanieren. Wir sollten uns auch Gedanken machen, ob wir vielleicht das soziale Gefüge dort verändern können.“
    Otto sagte mit mürrischem Unterton: „Du willst, dass es den Leuten dort besser geht? Dann gib allen, die dort wohnen müssen, einen Haufen Geld und sorge dafür, dass sie nicht einen Tag später ausgeraubt werden!“
    Rudolf ging darauf ein: „Ich werde mich mit Sicherheit dafür einsetzen, dass die Raubüberfälle aufhören. Aber jedem Bürger, der dort wohnt, einen Haufen Geld zu geben, ist unrealistisch. Wo soll das viele Geld herkommen? Und wie reagieren dann wohl die restlichen Bürger, die nicht in Süd-Königsberg wohnen?“
    Otto leistete sich keinen weiteren Kommentar, sondern verdrehte seine Augen und schwieg. Walther fragte Rudolf: „Denkst du bei der Stadtverschönerung nur an Süd-Königsberg?“
    Rudolf sagte: „Nein, nicht nur. Die Sanierung der wichtigen Gebäude in der Stadt ist für jeden Stadtteil möglich. So hat jeder etwas davon.“
    Otto äußerte einen zynischen Kommentar: „Klar! Leute, die nicht wissen, wie es mit ihrem Leben weitergehen soll, haben sehr viel davon, wenn sie an hübschen öffentlichen Gebäuden vorbei laufen...“
    Rudolf meinte: „Natürlich sollten wir dieses Ziel hinten anstellen. Es gibt Dinge, die wichtiger sind.“
    Walther äußerte sich dazu: „Deine Vorstellungen klingen ja erstmal nicht schlecht. Ich denke, da sind Sachen dabei, die du auch gegenüber dem Polizeipräsident ansprechen solltest. Was du dir unter der Änderung des sozialen Gefüges vorstellst, würde ich aber gerne noch wissen.“
    Rudolf erklärte: „Das Leben in Armut ist bestimmt sehr anstrengend und frustrierend. Wir sollten sozialpädagogische und psychologische Fachkräfte anwerben, die den Bürgern dabei helfen, ihr Leben zu bewältigen. Vielleicht sinkt so die Gewaltbereitschaft.“
    Walther gab zu bedenken: „Das wird aber auch einiges an finanziellen Mitteln verschlingen. Da muss ich dich leider an unsere leeren Stadtkassen erinnern.“
    „Wie hoch sind denn die Schulden?“, fragte Rudolf analysierend.
    Walther antwortete: „Etwas mehr als zehn Millionen Taler.“
    „Das klingt enorm viel!“, merkte Rudolf leicht geschockt an.
    Walther rechtfertigte die Summe: „Tja, wie schon gesagt: Es haben sich in den letzten Monaten mehrere Ausgaben angebahnt, die unsere Mittel wider Erwarten überstiegen.“
    „Das müssen ja wirklich teure Projekte gewesen sein.“, kommentierte Rudolf.
    Walther lenkte von dem unangenehmen Thema ab: „Ja. Lasst uns mal auf Rudolf's letzten Punkt eingehen: Den Ausbau des Kinder- und Jugendschutzgesetzes. Wie willst du das umsetzen, Rudolf?“
    Rudolf erklärte: „Ich weiß nicht, ob ihr von den Missbrauchsfällen aus Hartlingen gehört habt. Aber mir persönlich ging das ziemlich nah. Und ich habe mir folgendes überlegt: Das Kinder- und Jugendschutzgesetz besagt, dass reagiert wird, wenn eine Misshandlung von Kindern oder Jugendlichen passiert ist. Und es betont, dass Eltern Hilfestellungen angeboten werden müssen, die sie in Anspruch nehmen können, sofern sie es wollen. Das reicht aber nicht.Wir als Regierung sollten mehr tun, um den Nachwuchs dieser Welt zu schützen.“
    Walther merkte an: „Wir haben bereits ein Amt für Kinder- und Jugendschutz eingerichtet, welches sich um Kinder kümmert, die aus Problemhaushalten stammen, ihre Eltern verloren haben oder auf der Straße leben. Normalerweise finden solche Kinder im Königsberger Kinderheim ein neues Zuhause. Was erwartest du noch?“
    Rudolf ging darauf ein: „Eine Maßnahme, mit der wir Missbrauchsfälle verhindern können, bevor sie passieren. Ich muss an dieser Stelle nochmal an die Sache mit Hartlingen erinnern. Dieser Dämonenengel hat einen Mord in einem Haushalt begangen, wo Kinder festgehalten und sexuell missbraucht wurden! Und auch, wenn ich das Handeln dieses Menschen für grundsätzlich falsch halte, ist mir eins klar: Wäre er nicht dort aufgetaucht, würden diese Kinder heute immer noch grausame Qualen erleiden.“
    Walther unterbrach ihn: „Schon, aber das ist so ein Einzelfall, den es unter tausenden höchstens einmal gibt. Sowas kommt normalerweise nicht vor und man sollte das nicht überbewerten.“
    Rudolf hatte den Eindruck, dass Walther diese Sache viel zu gelassen sah. Mit unterschwelliger Wut in der Stimme sagte er: „Solche Einzelfälle soll es gar nicht geben!“
    Walther ließ sich darauf ein und fragte: „Wie genau stellst du dir die Veränderungen im Kinder- und Jugendschutz denn überhaupt vor?“
    Rudolf erklärte: „Es sollte den Mitarbeitern des Amtes möglich sein, spontan und unangekündigt Familien zu überprüfen, auch wenn niemand einen schlimmen Verdacht geäußert hat. Einfach um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist. Und wenn etwas schief läuft, muss natürlich sofort reagiert werden.“
    Walther entgegnete: „Das halte ich für höchst unrealistisch. Wir müssen die Privatsphäre unserer Bürger achten und deshalb können wir unmöglich einfach in jedes Haus gehen und dort die Leute überprüfen. Dieser Beschluss würde wahrscheinlich sehr große Frustration in der Bevölkerung auslösen.“
    Rudolf sagte enttäuscht: „Und was sollen wir dann tun? Einfach alles geschehen lassen?“
    Walther meinte: „In manchen Hinsichten muss man Abstriche machen und sich auf die Mehrheit konzentrieren. Und die Mehrheit besteht aus Eltern, die sich um ihre Kinder kümmern. Es ist ihr grundsätzliches Recht, ihre Kinder selbst erziehen zu dürfen, wie sie es wollen.“
    Rudolf fragte resigniert: „Und wie soll ich dann mein Wahlversprechen umsetzen?“
    Walther ging darauf ein: „Mach' dir darum nicht zu viele Sorgen! Wenn du die Hälfte deiner Versprechen erfüllst, ist das bereits eine gute Leistung. Du solltest nicht extrem werden, nur um deine Versprechungen zu erfüllen. Was meinst du dazu, Otto?“
    Otto reagierte: „Mich kümmert das nicht wirklich.“
    Walther sagte zu Rudolf: „Ich halte es für nicht vertretbar, in jeden möglichen Haushalt einzudringen und die Erziehung der Eltern in Frage zu stellen. Das wäre eine Entwürdigung für alle aufrechten Bürger Königsbergs. Und ich habe den Eindruck, dass dich dieser Zeitungsartikel zu sehr mitgenommen hat, Rudolf. Du scheinst die Erziehung der gesamten Bevölkerung für mangelhaft zu halten, nur weil du von einem Ausnahmefall gehört hast. Da könntest du genau so gut in das Kinderheim gehen und die Kompetenz der Erzieher und Erzieherinnen anzweifeln.“
    Rudolf merkte, dass seine Argumentation nicht bei seinen Kollegen landen konnte. Er gab den Versuch auf, sie davon zu überzeugen, wie dringend es notwendig wäre, den Schutz von Kindern und Jugendlichen auszuweiten. Rudolf schlug sich den Gedanke daran nicht komplett aus dem Kopf, aber er verlor langsam die Hoffnung, dass es je umgesetzt werden würde. Es kam ihm so vor, als würde er mit diesem wichtigen Ziel ganz allein dastehen. Walther brach das mittlerweile entstandene Schweigen: „Vielleicht können wir weiter über dieses Thema reden, wenn dir etwas Besseres eingefallen ist, Rudolf. Aber jetzt ist es an der Zeit, dass wir uns auch über meine Ziele unterhalten, die ich vorgesehen habe. Viel müssen wir darüber nicht mehr diskutieren. Das neue Waffengesetz hatten wir ja vorhin schon. Die Förderung von öffentlichen Informationsmitteln wäre noch ein wichtiges Thema, denn jeder Mensch hat das Recht auf Information. Allerdings könnten wir die Förderung auch unterbrechen, dann wäre unsere Stadt vielleicht noch dieses Jahr schuldenfrei. Was meint ihr dazu?“
    Rudolf stellte eine Frage dazu: „Wie hoch ist denn diese Förderung?“
    Walther antwortete: „Wir zahlen dem Königsberger Zeitungsverlag und dem städtischen Fernsehkonzern monatlich 15.000 Taler.“
    Rudolf meinte: „Brauchen die das Geld noch?“
    Walther reagierte: „Geld kann jedes Unternehmen gut brauchen. Aber es ist eine interessante Frage, ob sie nicht schon fest genug auf eigenen Füßen stehen, um ohne die Mittel der Stadt auszukommen.“
    Rudolf kommentierte: „Das kann ich mir schon vorstellen. Warum findest du es eigentlich so wichtig, sie zu unterstützen?“
    Walther erklärte: „Ich will ehrlich zu euch sein: Ich war damals derjenige, der auf die Idee kam, mithilfe von städtischen Mitteln Zeitung und Fernsehen einzuführen. Wenn ich die weitere Förderung verspreche, werden die Leute mich eher wählen, da sie durch dieses Versprechen an positive Veränderungen erinnert werden, die mir zu verdanken sind.“
    Rudolf fragte etwas verwirrt: „Dann war das wohl nur ein Trick?“
    Walther antwortete: „Nein, das nicht. Ich habe ja vor, die beiden Branchen weiter zu unterstützen. Aber die Stadtkasse lässt es derzeit nicht zu. Es wäre vielleicht besser, wenn wir die Zahlung zumindest für ein paar Monate unterbrechen.“
    Rudolf konnte an dieser Argumentation nichts Falsches erkennen und meinte: „Na schön, dann sollten wir die Zahlungen vorübergehend einstellen. Was meinst du dazu, Otto?“
    „Mir ist das egal.“, sagte Otto gelangweilt.
    Walther wollte nicht, dass durch Otto's Desinteresse diese Angelegenheit aufgeschoben wird, bevor es zu einer Entscheidung kommen konnte, also stellte er eine geschickter formulierte Frage: „Bist du dagegen, die Zahlungen zu unterbrechen?“
    „Nein.“, antwortete Otto trocken.
    Walther sagte daraufhin: „Dann legen wir das gleich so fest. Aufgrund der momentanen Stadtverschuldung wird die Förderung der öffentlichen Informationsdienste bis Ende des Jahres unterbrochen. Jetzt bleibt nur noch das Thema „Sozialplan für Erntepleiten“ zu klären. Wir haben es noch nicht geschafft, einen Plan zu entwerfen, wie die Stadt den Bauern über diese Krisen hinweg helfen kann.“
    Otto machte seinen Standpunkt zu diesem Thema klar: „Ich habe keine Ahnung von Bauern. Wenn ihr einen Plan entwerfen wollt, dann fragt die Bauern, was sie wollen!“
    Rudolf sagte: „Das könnten wir machen. Warum gibt es eigentlich noch keinen Entwurf? Wenn ich mich richtig erinnere, wurde das Thema bereits vor zwei Jahren diskutiert.“
    Walther kommentierte: „Ja, aber damals ist uns nichts eingefallen. Was würdest du denn vorschlagen?“
    Rudolf äußerte nachdenklich: „Keine Ahnung. Ich kenne mich da auch nicht aus. Wie weit wart ihr denn letztes Mal?“
    Walther erinnerte sich: „Ich glaube, wir waren dabei stehen geblieben, dass wir entweder die Normalleistung der Bauernhöfe als Berechnungsgrundlage nehmen sollten, um auszurechnen, was ihnen zusteht oder aber einen pauschalen Satz für jeden Haushalt festlegen könnten. Ferdinand machte die interessante Bemerkung, dass wir aus Gründen der Gerechtigkeit theoretisch auch für sämtliche Unternehmen außerhalb der Landwirtschaft Sozialpläne entwerfen müssten und mit der Zeit wurde alles so komplex, dass wir uns gar keine Entscheidung mehr zugetraut haben.“
    Rudolf gab zu bedenken: „Die Bauern brauchen aber dieses Jahr einen Sozialplan. Wenn die anderen Unternehmen nach Sozialplänen fragen, brauchen wir ihnen nur zu erklären, warum das für sie nicht möglich ist.“
    „Und warum?“, fragte Walther interessiert.
    Rudolf begann, zu argumentieren: „Naja ... die Natur lässt sich nicht beeinflussen. Wir können uns nicht aussuchen, wann es regnet und wann die Sonne scheint. Die Bauern sind von der Natur und gutem Wetter abhängig. Wenn eins von beidem nicht stimmt, können sie keine Erzeugnisse liefern, aber es stellt ihre einzige Einnahmequelle für ein ganzes Jahr dar und die Bevölkerung ist auf die Arbeit der Bauern angewiesen, denn sonst gäbe es nicht genug Nahrung für jeden.“
    „Und auch nicht genug Tabak und Alkohol!“, plapperte Otto dazwischen. Auf diesen Kommentar reagierten seine zwei Kollegen jedoch nicht. Walther analysierte die Argumentation von Rudolf: „Das sind zwar Argumente, aber ich bezweifle, dass sie lange standhalten. Bauern sind nicht die einzigen Menschen auf der Welt mit nur einer Einnahmequelle. Wenn andere Leute mit ihrer Arbeit nicht genug Geld verdienen, dann müssen sie sich eine Nebenbeschäftigung suchen, um über die Runden zu kommen. Und diese Menschen werden bestimmt ihr Wort erheben, wenn wir entscheiden, dass Bauern Ausgleichszahlungen von der Stadt erhalten. Dein Argument, dass sie vom unberechenbaren Wetter abhängig sind, lässt sich auch entkräften. Es gibt viele unberechenbare Faktoren in der Wirtschaft. Herkömmliche Unternehmen, die Waren verkaufen, sind davon abhängig, dass die Leute bei ihnen einkaufen. Werkstätten sind davon abhängig, dass man ihnen Aufträge erteilt. Unterhaltungsbetriebe brauchen Zuschauer, Gaststätten brauchen Gäste. Das kann man in jede Richtung ausbauen. Am Ende läuft es darauf hinaus, dass jedes Unternehmen mit Ungewissheit zu kämpfen hat, weil der Wille der Menschen genau so ungewiss ist, wie das Wetter.“
    Rudolf argumentierte dagegen: „Da muss ich dir widersprechen: Der Wille der Menschen lässt sich durch Werbung beeinflussen. Wenn man eine wirkungsvolle Werbeaktion startet, dann kommen auch mehr Kunden. Man kann die Menschen davon überzeugen, Produkte zu kaufen. Aber man kann die Sonne nicht davon überzeugen, jeden Tag zu scheinen.“
    Walther meinte: „Da hast du Recht. Aber ich habe die Befürchtung, dass nach den Bauern auch Leute aus anderen Branchen zu uns kommen würden und die Stadt um Geld bitten. Vielleicht, weil sie nicht genug Geld haben, um ihre eigenen Werbekampagnen zu starten. Oder weil sie Werbung gemacht haben, aber trotzdem keine Kunden auftauchen. Und ich glaube, sie lassen sich dann nicht so leicht davon überzeugen, dass es in ihrer Branche keinen Sinn macht.“
    Rudolf reagierte: „Warum denn nicht? Dieser Sozialplan für Erntepleiten wurde doch aus einem guten Grund angeregt. Wir sollten ihn nicht einfach ablehnen.“
    Walther fragte zweifelnd: „Aber was machen wir, wenn die Bevölkerung dagegen protestiert?“
    Rudolf meinte: „Das weiß ich auch nicht. Aber darum sollten wir uns jetzt keine Sorgen machen. Wir wissen noch nicht, ob das passieren wird.“
    Walther wurde langsam einsichtig: „Na gut, dann sollten wir es einfach ausprobieren. Aber wie soll der Sozialplan aussehen?“
    Rudolf kam eine Idee: „Wir könnten doch ein Unternehmen damit beauftragen, uns Vorschläge auszuarbeiten und vorzutragen. Irgendwelche Leute, die sich mit Landwirtschaft besonders gut auskennen.“
    Walther sagte leicht beeindruckt: „Hey, das ist gar keine schlechte Idee! Diesen Vorschlag werden wir gleich nach unserer Sitzung mit der Leiterin des Bürgerbüros besprechen.“
    Walther nutzte das Telefon des Raumes, um die Abteilungsleiterin des Bürgerbüros im Erdgeschoss des Rathauses anzurufen. Er kündigte an, dass sie nach der Besprechung, welche seiner Schätzung nach in einer halbe Stunde enden würde, nach oben kommen und ein paar neue Aufgaben übernehmen sollte. Und da er sie gerade am Apparat hatte, bat er sie gleich noch darum, eine Kollegin mit etwas Kaffee und Kuchen nach oben zu schicken. Dann sagte er zu seinen beiden Kollegen: „Ich hoffe, ihr habt nichts gegen einen kleinen Imbiss zwischendurch. Ich würde sagen, wir sind mit unseren Gesprächsthemen soweit durch. Die heutige Besprechung war recht lang, aber ich kann euch versichern, dass es in den folgenden Wochen nicht so lange dauern wird. Lasst uns nochmal kurz rekapitulieren, was wir heute festgelegt haben.“
    Walther ging zu einem Schrank, in dem sich einige, für Besprechungen typische, Utensilien befanden und nahm sich einen Stift sowie einen Notizblock. Er hatte vor, bei etwas Kaffee und Kuchen alle Ergebnisse der heutigen Besprechung stichpunktartig zusammenzufassen, um nichts zu vergessen. Außerdem musste er diskutierte Gesetzesvorschläge, die die Stadtältesten besprochen hatten, inklusive Ergebnis auflisten, sodass es im Archiv vermerkt werden konnte. Der bestellte Imbiss erreichte gerade den Besprechungsraum, als Walther mit einem Stift in der Hand da saß und eine Überschrift auf einen Notizblock schrieb. Er bedankte sich bei der Mitarbeitern, die Kaffee und Kuchen brachte. Diese verließ gleich danach den Raum. Walther schlug vor: „Ich werde jetzt alle Punkte, die wir besprochen haben, noch einmal wiederholen und ihr meldet euch zu Wort, sobald ich etwas vergesse. Einverstanden?“
    Beide bejahten und Walther begann, in Ruhe zu rekapitulieren, während er dabei seine Worte stichpunktartig aufschrieb: „Die Legalisierung von Koks wurde von mir und Rudolf abgelehnt, nur Otto ist dafür. Somit wird dieser Vorschlag aufgeschoben. Die Abschaffung der Alkohol- und Tabaksteuer haben wir alle für unrealistisch befunden und sie kann daher im Augenblick nicht umgesetzt werden. Das Recht auf privaten Waffenbesitz für jeden Bürger ist ein Thema, über das wir gesondert noch einmal diskutieren werden. Die Verhaftung des Dämonenengels setzen wir uns als festes Ziel. In welcher Form wir Anstrengungen unternehmen, wird noch geklärt.“
    Rudolf ergänzte: „Du kannst hinzufügen, dass wir uns unter anderem deshalb mit dem Polizeipräsident zusammensetzen werden.“
    Walther sprach weiter: „Polizeipräsident Harald Bach wird diesbezüglich in nächster Zeit kontaktiert. Die Einführung eines Ladenschlussgesetzes wurde abgelehnt, dafür wurde eine gesetzliche Verpflichtung aller Unternehmen beschlossen, die beinhaltet, dass jedes Unternehmen die für Arbeitnehmer relevanten Gesetze gut sichtbar aushängen muss. Die Stadtverschönerung, wobei auf den Stadtteil Süd-Königsberg besonderes Augenmerk gelegt wird, gilt als festes Ziel. Die Umsetzung und Leistungen der Regierung werden demnächst näher geklärt. Von dem Ausbau des Kinderschutzgesetzes in angedachter Form wird abgesehen. Änderungen in anderer Form sind nicht ausgeschlossen, müssten aber erst noch näher beschrieben werden. Über die Aufrüstung der Stadt zur Verteidigung gegen außerirdische Invasionen wird, aufgrund von zwei Zustimmungen und einer momentanen Enthaltung im Kreis der Stadtältesten, innerhalb der nächsten 7 Tage die zweite offizielle Abstimmung durchgeführt, bei der eine endgültige Entscheidung getroffen wird. Die finanzielle Förderung öffentlicher Informationsmittel wird aufgrund der Stadtverschuldung bis Ende des Jahres 101 unterbrochen. Der weitere Verlauf bleibt offen. Über die Entwicklung eines Sozialplanes für Erntepleiten wird entschieden, dass ein externes Unternehmen mit dem Entwurf eines Planes beauftragt werden soll. Hauptkritikpunkt wird sein, dass die ausgearbeiteten Ideen klaren Praxisbezug aufzuweisen haben. Seid ihr beiden damit einverstanden?“
    Otto murmelte ein „Ja.“ vor sich hin und Rudolf fragte: „Schon, aber fehlt da nicht nochwas?“
    Walther reagierte: „Was meinst du?“
    Rudolf erklärte: „Hast du nicht auch die Senkung der Lohnsteuer und die Erhöhung des Kindergeldes versprochen?“
    Walther äußerte sich dazu: „Natürlich habe ich das versprochen, aber das ist im Moment noch keine gute Idee. Ich werde das zu einem späteren Zeitpunkt nochmal in Erwägung ziehen. Alles zu seiner Zeit.“
    Rudolf kommentierte: „Ich halte die Erhöhung des Kindergeldes für sehr sinnvoll.“
    Walther meinte: „Da wird dir kaum jemand widersprechen, aber die Stadt ist verschuldet und ich will nicht, dass die Schulden in den kommenden Monaten noch höher werden.“
    Rudolf sagte dazu nichts weiter. Im nächsten Moment klopfte es an der Tür und die Abteilungsleiterin des Bürgerbüros trat ein. Sie setzte sich den drei Stadtältesten gegenüber. Walther erklärte ihr kurz, welche Aufgabe sie neben ihren üblichen Pflichten in nächster Zeit zu bewältigen hatte. Nachdem sie alles verstanden hatte, ging sie wieder an die Arbeit zurück.
    Es war mittlerweile fast 14:00 Uhr und da Walther noch einige Termine hatte, beendete er die Besprechung offiziell:
    „Ich denke, für heute haben wir alles Wichtige besprochen. Ich habe noch ein paar Sachen zu erledigen, deshalb schlage ich vor, dass wir unsere Sitzung jetzt beenden.“
    Otto sagte fast schon begeistert: „Gute Idee! Ich habe auch noch Einiges vor, lasst uns ein andermal weiter diskutieren!“
    Rudolf schloss sich an: „Na gut, ich denke auch, dass wir die wichtigsten Punkte besprochen haben.“
    Walther sagte zum Abschluss: „Alles klar. Für den morgigen Tag ist Büroarbeit angesagt, sofern ihr nicht im Interesse der Stadt unterwegs seid. Am Mittwochmorgen werden wir uns nochmal kurzschließen, was die wöchentliche Pressekonferenz betrifft. Sie findet jeden Mittwoch 9:00 Uhr vor dem Rathaus statt, also würde ich vorschlagen, dass ihr gegen halb acht hier erscheint und wir grundlegende Dinge absprechen.“
    Otto stand auf und verabschiedete sich: „Ich bin morgen den ganzen Tag unterwegs. ... Im Interesse der Stadt. Wir sehen uns am Mittwoch!“
    Dann ging Otto eifrig in Richtung Tür, als er von Walther eine Frage hinterher gerufen bekam: „Was hast du denn morgen vor?“
    Otto öffnete die Tür, schaute kurz über die eigene Schulter und reagierte: „Darüber reden wir am Mittwoch.“. Dann ging er und schloss hinter sich die Tür.
    „Der hat's aber eilig.“, sagte Walther ein wenig verwundert.
    „Allerdings.“, meinte Rudolf bekräftigend und fragte: „Was hast du denn heute noch vor, Walther?“
    Walther erzählte: „Ich muss mich mit ein paar wichtigen Leuten treffen.“
    Rudolf schlug vor: „Da könnte ich doch mitkommen.“
    Walther sagte unsicher: „Also ich weiß nicht. ... Ich glaube, davon hättest du nicht viel.“
    Rudolf drängelte sich auf: „Doch, das glaube ich schon. Wir sind doch jetzt beide Stadtälteste, also sollten wir uns auch gemeinsam um alles kümmern. Wenn du im Interesse der Stadt unterwegs bist, sollte ich dabei sein. So kann ich bestimmt einiges lernen.“
    Walther äußerte zweifelnd: „Natürlich bin ich im Interesse der Stadt unterwegs. Das bin ich immer, aber ich glaube, du kannst nicht viel zu den Gesprächen beitragen. Und zu lernen gibt es nicht viel, glaube ich.“
    Rudolf ließ nicht locker: „Aber zumindest vorstellen kann ich mich doch. Warum willst du mich nicht mitkommen lassen? Wir sind doch jetzt ein Team!“
    Walther sagte entgeistert: „Na schön! Dann kommst du eben mit. Lass uns gehen, sonst verspäten wir uns noch!“

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    AW: Albert und das Schicksal der Welt

    Schau dir mal diesen Bereich an. Dort ist für jeden was dabei!
  3. #22
    Jacky89 Jacky89 ist offline
    Avatar von Jacky89

    Verlagsangelegenheiten...

    Eine kleine Information für zwischendurch, falls es jemanden auf dieser Welt geben sollte, der sich wünscht, die komplette Version von "Der Weltverbesserer" in ihrer Gänze lesen zu können:

    Ich habe 5 Verlage angeschrieben und alle fanden das Werk grundsätzlich interessant. Aber mir wurde von mehreren Verlagen auch klargemacht, dass ich Geldsummen im vierstelligen Bereich an sie zahlen muss, bevor diese es überhaupt erst in Erwägung ziehen, mein Werk zu verlegen.
    Es ist wirklich schockierend für mich gewesen, zu erkennen, dass selbst die Welt der Literatur mittlerweile nur noch von Profitgier dominiert wird. Ich warte noch die Reaktion der Verlage ab, die bisher keine eindeutige Reaktion von sich gaben. Aber wenn es überall so läuft, dass ich utopische Geldsummen ausgeben muss, nur um eine weitere Geschichte mit der Welt zu teilen, dann lasse ich das mal schön bleiben und veröfffentliche die Geschichte in einem extra dafür angelegten Blog kostenlos.

    Das ist der aktuelle Stand. Behaltet auch mein forumla-Blog Das Vermächtnis des einsamen Wanderers im Auge, falls ihr euch für die Geschichte "Der Weltvebesserer" und das Ende meiner Veröffentlichungsanstrengungen interessiert, denn ich werde voraussichtlich dort alles Geschehene in seiner Gänze erläutern, sobald die Zeit dazu gekommen ist.
    Wann das sein wird, ist wie immer nicht planbar, aber ein paar Wochen wird es vermutlich noch dauern.

  4. #23
    Teilchen Teilchen ist offline

    AW: Verlagsangelegenheiten...

    Zitat Jacky89 Beitrag anzeigen
    Ich habe 5 Verlage angeschrieben und alle fanden das Werk grundsätzlich interessant. Aber mir wurde von mehreren Verlagen auch klargemacht, dass ich Geldsummen im vierstelligen Bereich an sie zahlen muss, bevor diese es überhaupt erst in Erwägung ziehen, mein Werk zu verlegen. Es ist wirklich schockierend für mich gewesen, zu erkennen, dass selbst die Welt der Literatur mittlerweile nur noch von Profitgier dominiert wird. Ich warte noch die Reaktion der Verlage ab, die bisher keine eindeutige Reaktion von sich gaben. Aber wenn es überall so läuft, dass ich utopische Geldsummen ausgeben muss, nur um eine weitere Geschichte mit der Welt zu teilen, dann lasse ich das mal schön bleiben und veröfffentliche die Geschichte in einem extra dafür angelegten Blog kostenlos.
    Liebe Jacky,

    ich kenne mich ein wenig im Verlagswesen aus und möchte dir direkt Mut machen aber auch einen Zahn ziehen. Die Verlage die du angeschrieben hast, nennt man Zuschussverlage. Diese Verlage haben es sich auf die Fahne geschrieben, ihr Kapital durch die Aufwendung des Autors zu ezielen statt in der Vermarktung des Buches selbst. Sprich: Zuschussverlagen ist dein Werk egal, denn du bist die Geldquelle. Das ist nicht nur in meinen Augen höchst unseriös sondern auch in der Fachwelt nicht anerkannt. Bevor du also nun das Verlagswesen per se verteufelst, mache dir bitte klar, dass du die falschen Verlage angeschrieben hast und von solchen kann man nur Abstand nehmen!

    Ein echter Verlag im klassischen Sinne ist der Publikumsverlag. Das heißt: Der Verlag übernimmt nicht nur das komplette Risiko der Vermarktung und die damit verbundenen Kosten sondern zahlt seinem Autor auch noch Geld für die Aufwendung des Schreibens. Von diesen Verlagen gibt es ca. 2000 in Deutschland (z. B. btb Verlag, Du Mont, Heyne) und fast die gesamte Bellertristik in Deutschland kommt aus dem klassischen Publikumsverlag.

    Allerdings kann ich dir wenig Hoffnung machen unter den jetzigen Voraussetzungen verlegt zu werden. Du hast Recht, ein Unternehmen möchte Profit erzielen. Auch die Publikumsverlage. Ein Verlag verdient an einem unbekannten Autor kein Geld - egal wie toll das Buch ist. Das heißt: In Unbekannte Autoren müssen die Verlage zunächst sehr viel Geld investieren (insbesondere in Werbung) und das wird natürlich abgeschätzt ob sich die Investition lohnt. Im Schnitt sagt man, dass ein Autor erst ab dem vierten Buch rentabel für den Verlag wird. Das heißt für dich als Autor: Du musst liefern können, denn es ist unmöglich dich mit nur einem Buch zu vermarkten. Eine gute Strategie ist also, 4-5 verschiedene Manuskripte bereits in der Schublade zu haben, damit du auf Nachfrage direkt das nächste Buch für den Verlag hast. Anders kommst unmöglich an die Möglichkeit verlegt zu werden. Da jeder neue Autor eine riskante Investition ist, müssen sie also vollkommen von dir überzeugt sein. Sich da durchzusetzen ist SEHR schwierig, denn ein Publikumsverlag bekommt im Schnitt 40-200 Manuskripte pro Monat. Im Gegenzug hast du auch eine Verantwortung gegenüber den Verlag. Denn wenn es dir - aus welchen Gründen auch immer - nicht möglich ist pro Jahr nicht 1-2 Bücher zu schreiben, dann ist das Verlagswesen nichts für dich. Außerdem solltest du bei ernsthaften Interesse verlegt zu werden, aufhören deine Geschichten öffentlich zu publizieren. Das fasst dann kein Verlag mehr an da es rechtlich schwer handhabbar und finanziell ein zu großes Risiko ist.

    Ich kann dir nur empfehlen, dich mal in das Verlagswesen einzulesen, wenn da ernsthaftes Interesse deinerseits besteht. Ansonsten kannst du die Entscheidungen und das Verlagswesen nicht einschätzen. Es gibt Foren für Schriftsteller, wo man sehr viel diesbezüglich nachlesen kann - einfach mal googlen. Es gibt auch Bücher zu diesem Thema. Denn es gibt auch immer Tendenzen z. B. sind je nach Zeitgeist eher Bücher unter 350 Seiten gefragt im Bellertristik Bereich, als ein 1000 Seiten schweres Scifi Buch geschweige denn ein 3-Teiler. Auch nicht jeder Verlag veröffentlicht jedes Genre! Das kommt immer auf das Verlagsprogramm an. Da gibt es viele Faktoren und nur wenn man die kennt, kann man seinen eigenen Chancen besser einordnen. Auch ein Expose schreiben will gelernt sein!

    Wenn du nur zum Spaß schreibst und kein ernsthaftes Interesse daran hast, verlegt zu werden, dann probier es doch mal mit Self-Publishing im Ebook Markt! Ein eigenes Ebook zu formatieren und dann in den Amazon Ebook-Store zu stellen kann man lernen und kostet dich keinen Cent.

  5. #24
    svenSZonia svenSZonia ist offline
    Avatar von svenSZonia

    AW: Albert und das Schicksal der Welt

    Gilt das mit der vierstelligen Summe auch für ebooks?
    Hab gestern abend beim amazon skippen unten auf deren Seite was gelesen von wegen das die auch Bücher rausbringen (?)...

    Bin da eher der Noob...die Leseratte in mir wünscht dir auf jeden Fall alles erdenklich Gute.
    Danke und weiter so! ^^

  6. #25
    Jacky89 Jacky89 ist offline
    Avatar von Jacky89

    AW: Verlagsangelegenheiten...

    Zitat Teilchen Beitrag anzeigen
    Liebe Jacky,
    Irrtum.

    Aber danke vielmals @Teilchen für die Erklärungen. Daraus resultiert, dass das Verlagswesen ganz sicher nichts für mich ist. Denn wenn ich eine Geschichte schreibe, dann ist nahezu jeder Satz durchdacht und mit bestimmten Hintergründen in die Tastatur getippt. Das hat zur Folge, dass ich sehr lange brauche, um eine Geschichte wirklich so gut werden zu lassen, dass sie meinen eigenen Ansprüchen genügt. In einem Jahr mehrere Geschichten fertig zu bekommen, die ähnlich komplex sind wie "Der Weltverbesserer", ist undenkbar. Und Zeitdruck hat mich bisher auch nie motiviert, sondern mir stets alles kaputt gemacht. Was lange währt, wird endlich gut, sagt man. Bei mir trifft das besonders zu.
    Ich hätte gerade so genug grundlegende Ideen, um noch 4 bis 5 weitere große Geschichten zu schreiben, aber wenn man in der (seriösen) Verlagswelt eine solche Anzahl Geschichten bereits als anfängliche Basis braucht, um erstmal abgesichert zu sein, dann kann ich das Ganze wohl gleich vergessen.

    Die Sache mit den e-books habe ich mir bisher noch nicht genauer angeschaut. Vielleicht ist das noch eine Alternative. Mal schauen. Wenn man damit aber nur ein paar Cent verdienen kann, werde ich mir die Zeit und Mühe dafür wohl lieber sparen und einfach Hobbyautor (in Ruhestand mit offenem Ende) sein.

  7. #26
    Teilchen Teilchen ist offline

    AW: Albert und das Schicksal der Welt

    Kann ich gut verstehen. Es gibt viele Autoren wie du, die eigentlich "nur für sich" schreiben. Natürlich freut man sich wenn auch andere das Eigene Werk lesen, aber Leute anzufixen ist eben nicht gerade einfach.

    Zum Ebook Markt: Man kann damit Geld verdienen, auch mehr als ein paar Cent. Ein gutes Beispiel dafür ist Amanda Hocking (die Namen Deutscher Erfolgsautoren im Self-publishing fallen mir gerade nicht ein, aber es gibt sie). Allerdings ist man dann natürlich auch für das Marketing verantwortlich und das ist natürlich sehr viel Arbeit, wenn man erfolgreich sein will. Ich halte das aber generell für eine gute Alternative oder Ergänzung, wenn man seinen Lesern auch ein Ebook bieten kann. Dort wirst du sicherlich mehr Leser aquirieren als über eine reguläre Webseite. Macht einfach "mehr her". Auch ohne großes Marketing ! Du kannst auch beides machen. Sprich deine Geschichten im Blog veröffentlichen und am Ende alles in einem Ebook nochmal zusammenfassen wenn es fertig ist.

    Viele Grüße

  8. #27
    Jacky89 Jacky89 ist offline
    Avatar von Jacky89

    AW: Albert und das Schicksal der Welt

    Mittlerweile sind die Würfel gefallen.
    Ich hatte 5 Verlage angeschrieben. Einer hat nie reagiert. Drei wollten tausende von Euro von mir haben, bevor sie es in Erwägung ziehen, das Werk zu veröffentlichen. Und der letzte meinte, bei ihnen würde es nicht so laufen, dass man die Veröffentlichung selbst bezahlen muss. Aber er wollte 10 € haben, bevor er sich die Geschichte überhaupt durchliest und eine Einschätzung abgibt. Diese winzige Investition habe ich getätigt und heute kam eine Absage, weil "der fehlerhafte Umgang mit der Dialoginterpunktion", die "vielen Fehler hinsichtlich texthandwerklicher Kriterien" und die "unverhätlnismäßig hohen Lekotraktskosten in der Druckvorstufe" nicht vertretbar bei meinem Manuskirpt sind.
    Wie reizend.
    Ich habe aber auch keine Lust, mich nun erst in diese ganze ebook-Geschichte einzulesen und mir den rechtlichen Kram anzuschauen, der dabei beachtet werden muss. Wie ich zu meiner Schande gestehe, bin ich dazu einfach zu faul.
    Stattdessen werde ich die Geschichte "Der Weltverbesserer" und seine Vorgeschichte "Albert und das Schicksal der Welt" in Form eines Blog veröffentlichen, welches den Titel "Geschichten aus Renitium" haben wird.
    Rein theoretisch werden noch weitere Geschichten auf Renitium passieren. Praktisch habe ich noch keine davon geschrieben und mir wird aufgrund eines anderen Projekts dafür gänzlich die Zeit fehlen.
    Aber: Falls ich wider Erwarten doch die Zeit und auch die Motivation für das Schreiben dieser Geschichten aufbringe, werden entsprechende Texte auch in eben jenem Blog veröffentlicht und sonst nirgendwo anders. Das Blog wird am kommenden Dienstagabend (spät abends) öffentlich sichtbar sein.

  9. #28
    Jacky89 Jacky89 ist offline
    Avatar von Jacky89

    Kurz vor dem Abschluss

    Kleine Randinformation:
    Da die Geschichte wirklich enorm groß ist, dauert das ordentliche Erstellen des Blogs "Geschichten aus Renitium" wohl länger, als ich erwartet hatte. Ich schätze, ich werde es nicht vor morgen Abend zum Abschluss gebracht haben. Es muss ja schließlich gut werden.

  10. #29
    Jacky89 Jacky89 ist offline
    Avatar von Jacky89

    Vollversion von "Der Weltverbesserer"

    Es ist so weit!
    Ab dem heutigen Tag kann jeder Interessierte die ganze Geschichte von Rudolf Ehrig durchlesen.
    Das originale Dokument besteht aus 256 Seiten, aber ich habe in meinem Blog teilweise zwei Seiten zu einer zusammengefasst und so kam es, dass diese Geschichte aus 235 Blogseiten besteht. Hier ist der Link zum Blog:
    Geschichten aus Renitium

    Wer die Probeleseversion bereits durchgelesen hat und da weiter lesen will, wo sie endete, der kann direkt zu Seite 42 des Blogs springen.
    Der Weltverbesserer - Seite 42 (Beginn von Kapitel 6)

    Wer die Geschichte des Weltverbesserers nocht gar nicht angelesen hat, aber daran interessiert ist, der sollte am besten beim Vorwort beginnen.
    Vorwort zu "Der Weltverbesserer"

    Und nun mache ich, was das Schreiben großer und potenziell unterhaltsamer Geschichten angeht, erst einmal eine Pause. Eine sehr lange Pause. Vielleicht für mehrere Jahre. Vielleicht für immer.

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