InFamous

Der Schmied von Kochel · 25.01.2013, 07:01

Story: Kannte man Sucker Punch Productions bisher meist nur von den der Sly Trilogie, warten die Jungs aus Bellevue/US diesmal mit einem komplett neuen Titel auf. Bei InFamous handelt es sich um die Erlebnisse von Stadtkurier Cole, der eines Tages in der fiktiven Stadt Empire City inmitten eines Explosionsepizentrum zu sich kommt. Nachdem er den Flammen & Trümmern entfliehen konnte, erwacht er im Hospital und muss feststellen, dass während seines Komas allerhand in der Stadt geschehen ist. Noch merkwürdiger sind die plötzlichen erlangten Eigenschaften die ihn immun gegen Elektrizität machen und sich zudem zu seinem Vorteil einsetzen lassen. Zusammen mit seinem Freund Zeke mach er sich auf, diesen Dingen auf den Grund zu gehen.

Urteil: Im ersten Moment glaubt man sich in der Disc vertan zu und aus Versehen GTA eingelegt zu haben. Dieser Eindruck ist aber schnell Geschichte sobald man den Protagonisten das erste Mal ein wenig bewegt und von Haus zu Haus hangeln lässt. Empire City ist eine Großstadt wie man sie wohl zu Hunderten in den Staaten findet. Parks, Theater, Geschäfte und eine abwechslungsreiche Architektur lassen jedes Stadtviertel anders aussehen, wodurch es leicht fällt sich zu orientieren.
Die Tageszeiten-Rotation schafft zusätzliche Abwechslung, nur Wettereinflüsse fehlen zur totalen Realität. Allgemein kann man sagen, das Detailverliebheit (z.B. Grafittis, Werbeschilder oder Neonlichter) überall zu erkennen sind. Der Spieler ist geneigt sich zu Beginn vorsichtig an die Häuserkanten heran zu tasten, um ja nicht herunter zu fallen. Ist dies aber einmal geschehen, wird schnell klar das Cole wie dafür geschaffen ist von großen Höhen in die Tiefe zu schießen. Sehr oft geschieht dies nicht, denn die Steuerung verbietet zumeist das unkontrollierte Abstürzen. Die Entwickler haben sich alle Mühe gegeben das agieren mit der Figur so einfach wie moeglich zu gestalten. Selbst schwierigste Passagen sind einfach zu meistern, durch gut durchdachte und simple Steuerungsdetails. Absturzfrust ist nahezu nicht existent (es sei denn man fällt ins Wasser)!
Unsere Gegner nennen sich in diesem Spiel "Reaper", was nicht sonderlich originell klingt sondern eigentlich auch nicht sonderlich originell ist. Reaper fallen vor allem durch ihre recht eintönige Mode auf, was sie stets von normalen Passanten unterscheidet. Das kann ganz nützlich sein, aber auf die Dauer auch ein wenig langweilig. Zu Beginn können diese Feinde Cole ziemlich zusetzen, was maßgeblich auf den untrainierten Charakter zurück zu führen ist. Im späteren Spielverlauf schaltet man die Gangs aus wie nichts, lediglich die etwas stärkeren Varianten können dann und wann noch ein wenig schweißtreibend sein. Im Übrigen upgraded das Spiel den Schwierigkeitsgrad von allein (nach vorheriger Mitteilung), sollte sich herausstellen das es dem Akteur zu leicht fällt. Hat man die roten Männchen erledigt, gibt es wie so oft EXP. Diese Punkte kann man im sehr übersichtlichen Menü gegen neue Fertigkeiten eintauschen, die es einem dann noch leichter machen Empire City wieder in die Ordnung zu führen. Alles was man irgendwie mit Strom machen kann, lässt sich hier hinzu lernen. EXP kann man aber auch durch lösen des Main Quests, von Side Quests und durch die ein oder andere Tat erhalten, welche ich hier aber aus Spoiler Gründen nicht verrate. Die Ausgeglichenheit des Punktesystems kann sich wirklich sehen lassen. Ein wesentlicher Punkt des Character Coles besteht darin, dass man selbst entscheiden kann ob er gut oder böse ist. Die Unterschiede machen sich bemerkbar am Verhalten der Passanten, an den verfügbaren Side Quests und an zusätzlichen Fertigkeiten. Wer den Schalk im Nacken hat, der kann in Empire City so richtig die Sau raus lassen. Erwähnenswert sind hier die bösen Aktionen in Bezug auf die Altersfreigabe, welche wohl maßgeblich für die 18 verantwortlich waren. Die spieleigenen Trophies lassen sich übrigens relativ einfach erspielen, bauen viele schließlich auf dem Gut/Böse Verhältnis auf. Im Prinzip benötigt es einen Spieldurchgang auf gutem Karma und einen auf Schlechtem, damit man schon deutlich mehr als die Hälfte im Sack hat.

Die Details im Überblick:

Grafik: mit 720p bieten sich grandiose Ausblicke von den Hochhäusern. Zwar verschwimmt der Horizont wie so oft ab einem bestimmten Level, dennoch würde ich die Grafik als überdurchschnittlich bewerten. Ruckler oder Grafibugs sind nahezu nicht existent. 79%

Steuerung: absolut vorbildlich. Abgesehen von einem sehr sensiblen Zielmodus, würde mir kein einziger Kritikpunkt einfallen. 92%

Sound: hier könnte es ein wenig deftiger zugehen. Bei Granatexplosionen kommt es mir vor, als ob man bei Brothers in Arms kopiert hätte. Die Geräuschkulisse der Stadt ist in Ordnung, nur bei der Hintergrundmusik hätte man ein wenig monumentaler zur Sache gehen können. 75%

Story: Handfest und komplex, doch an keiner Stelle vorhersehbar. 80%

Die besonders positiven Aspekte sind: - Steuerung - Spielfluss - Skill System - Umfang - Keine erkennbaren Bugs Negativ zu werten sind: - KI (manch Reaper benimmt sich sehr debil) - die Quests fallen ab und an etwas eintönig aus - englische Sprachausgabe (zu unklar)

Fazit: Sucker Punch ist mir bisher mit noch keinem Release begegnet und auch vom Hören/Sagen war mir diese Firma nicht bekannt. Mit InFamous haben sich die Entwickler wohl ins Bewusstsein die Spielergemeinde katapultiert, denn dieser Titel kann sich durchaus mit vergleichbaren Metiers von z.B. Rockstar messen lassen. Die umfangreiche und zum groessten Teil frei begehbare Spielwelt macht einfach Spaß, wenn man denn seine ganzen Fähigkeiten benutzt, um sich von Haus zu Haus zu schwingen. Der Hauptakteur Cole besticht durch seinen alltäglichen Anti-Held Hintergrund und es lässt sich leicht mit ihm identifizieren. Kleinere Schwachpunkte wie der slanglastige Originalsprecher (hört sich an wie Jason Statham) oder die etwas langweilige Side-Quest Gestaltung, fallen im Vergleich zu den innovativen Spielideen kaum ins Gewicht. Alles in allem eine Mischung die jeden der 55 Euro wert ist, denn gemessen an der Spieldauer ist dies ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis. Ein Traum auf Blu Ray für jeden Elektriker...

FSK: Ich kenne die dt. Version nicht, denke aber das es nicht viel zu schneiden gibt da es durch die"Stromlastigkeit" relativ unblutig zu Sache geht. Die 18er Einstufung kann ich mir wie o.e. nur durch den Charakter der Böse-Varianten erklären.

Sonstiges: Für jemanden der GTA und ähnliche Spiele mit Auftrag > Erledigung Konzept nicht mag, war ich positiv ueberrascht. Am meisten aber hat mir gefallen, das es abseits der großen Spieleschmieden doch noch Potenzial gibt.

Note: Die Review ist von meinem eigenen Review Blog der bald gelöscht wird. Bevor er also in der Versenkung verschwindet, poste ich ihn hier.