Thema: Schon einmal an Suizid gedacht?

ich möchte mich bei dieser Diskussion hier auch mal einklinken.

Ich finde den Umgang mit dem Tod persönlich wichtig, da er allgegenwärtig ist. Man kann zu jeder Zeit, an jedem Ort, zu jedem Umstand sterben. Aber das ist nicht das Thema.

Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist das ich schon als Kind erstmals an Suizid gedacht habe. Die Gründe hierfür waren selbstredend.
Als "Ausländer" war ich seit dem Kindergarten immer der Außenseiter. Meine Eltern sind mit mir (2 Jahre alt) und meinem Bruder (3 Jahre alt) von Russland nach Deutschland gezogen. Wir haben deutsche Wurzeln (Deutsch-Französischer Krieg - Hungersnot - Deutsche Vorfahren ausgewandert) und mein Vater hat zu mir auch immer gesagt, dass ich nicht schlechter als die anderen Kinder bin.
Im Kindergarten schon immer gehänselt worden. Grundschule war auch nicht besser. Immer gehänselt worden. Keine Freunde gehabt. Meine Nachmittage draußen im Garten oder an einem Bach in der Nähe unserer Wohnung verbracht (haben auf dem Land gelebt)

Diese ständige Isolation war für mich und meinen Bruder die reinste Hölle. Selbst erwachsene Menschen (Nachbarn etc..) haben uns als "scheiß Russen" oder ähnliches bezeichnet, natürlich nur wenn meine Eltern es nicht mitbekommen haben.
So kam es, dass ich das erste mal Suizid begehen wollte. Ich weiß auch noch warum. ich war in der zweiten Klasse und ein größerer Junge aus der vierten Klasse hatte mich bis kurz vor das Haus meiner Eltern verfolgt. Er beschimpfte mich den ganzen Weg mit rassistischen Ausdrücken und verprügelte mich zum Schluss.
Meine Eltern waren auf der Arbeit und ich stand weinend mit einem Messer in der Küche. Das waren dann über die Jahre hinweg immer wieder solche Geschehenisse, die mich zur Verzweiflung trieben. Ich dachte immer öfter an Suizid.

Selbst meine Grundschullehrerin hat mich regelmäßig zur "Sau" gemacht. Sie ließ mich immer Sachen für Sie holen oder schickte mich aus dem Klassenzimmer. Auf Nachfrage meiner Eltern warum ich den Unterricht verlassen musste, meinte Sie nur das ich ein Störenfried sei.

Ich muss dazu sagen, das wir bereits sehr früh nach Deutschland kamen, als der Ausländer-Anteil in den ländlichen Gegenden noch sehr gering war. Ich hatte so auch keine Gelgenheit andere Kinder mit ähnlichen Erfahrungen kennen zu lernen.

Es legte sich erst, als ich nach der Grundschule auf eine größere Hauptschule kam. Dort hatte ich ein wenig Ruhe und konnte mich "normalisieren". Meine Noten wurden bedeutend besser und ich wechselte in eine Wirtschaftsschule. In der Wirtschaftsschule war es dann ähnlich wie auf der Grundschule. Es war eine ländlich gelegene Schule und so wurde ich regelmäßig angegriffen. So rutschte ich wieder in ständiges grübeln und dachte immer wenn niemand da war über eine Möglichkeit nach mich umzubringen.
Ich machte trotzdem als Bester den Mittleren Bildungsabschluss und bin in einer größeren Stadt (60 km Zugfahrt täglich) auf ein Gymnasium gegangen. Erst dort lernte ich erste Freunde kennen. Mir fiel es allerdings recht schwer diese Freundschaften zu pflegen, da ich nie Erfahrungen dahingehend sammeln konnte.

Ja und wie ist es heute? Ich bin mittlerweile 23. Habe eine wirklich attraktive Freundin. Bin von Beruf Personaldisponent, habe mir grade erst ein neues Auto gekauft. Habe meine eigene Wohnung in Augsburg. Kann mir eigentlich alles leisten was ich möchte.

Nur eines kann ich bis heute nicht. Freundschaften schließen. Ich lese viel, fahre zum Spaß Quad und führe alle Reparaturen selber durch (auch Motor-Reparaturen). Doch wirklich Freunde habe ich bis heute keine. Ich kenne niemanden den ich als "Freund" bezeichnen würde. Meine Freundin ist mit mir zusammen weil ich gut aussehe, für mein Alter sehr gut verdiene und sie auf meine Eigenart abfährt.
Aber wenn ich Abends von der Arbeit nach Hause komme, kann ich nicht raus und mit jemandem was unternehmen. Oder mal mit Freunden gemütlich nen DVD-Abend machen. Ich lese ein Buch, schaue allein eine DVD, telefoniere mit meiner Freundin oder setze mich aufs Quad und fahre bis spät Nachts alleine durch die Stadt.

chunkz

ich möchte mich bei dieser Diskussion hier auch mal einklinken.

Ich finde den Umgang mit dem Tod persönlich wichtig, da er allgegenwärtig ist. Man kann zu jeder Zeit, an jedem Ort, zu jedem Umstand sterben. Aber das ist nicht das Thema.

Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist das ich schon als Kind erstmals an Suizid gedacht habe. Die Gründe hierfür waren selbstredend.
Als "Ausländer" war ich seit dem Kindergarten immer der Außenseiter. Meine Eltern sind mit mir (2 Jahre alt) und meinem Bruder (3 Jahre alt) von Russland nach Deutschland gezogen. Wir haben deutsche Wurzeln (Deutsch-Französischer Krieg - Hungersnot - Deutsche Vorfahren ausgewandert) und mein Vater hat zu mir auch immer gesagt, dass ich nicht schlechter als die anderen Kinder bin.
Im Kindergarten schon immer gehänselt worden. Grundschule war auch nicht besser. Immer gehänselt worden. Keine Freunde gehabt. Meine Nachmittage draußen im Garten oder an einem Bach in der Nähe unserer Wohnung verbracht (haben auf dem Land gelebt)

Die Tatsache Ausländer zu sein ist aber nicht allein dafür verantwortlich Außenseiter zu sein. Meine besten Freunde in der Schulzeit waren Kasachen. Sie sprachen sogar dialektfreies Deutsch und waren auch sonst perfekt integriert.

Diese ständige Isolation war für mich und meinen Bruder die reinste Hölle. Selbst erwachsene Menschen (Nachbarn etc..) haben uns als "scheiß Russen" oder ähnliches bezeichnet, natürlich nur wenn meine Eltern es nicht mitbekommen haben.

Ich denke das ist regionalbedingt.

In der Grundschule habe ich dasselbe Phänomen erleben können. Es gab' sehr viele Ausländer an unserer Schule (geschätzt über 50%), aber ich war einer der wenigen Russen (Kasachen). Als Ausländer war's tatsächlich nicht einfach sich mit den Deutschen anzufreunden. Auch die Lehrer benachteiligen einen. Es war traurig, aber es war erträglich (für mich), vor allem, weil sich später die Ausländer "zusammengefunden" und angefreundet haben.

Mein Gesundheitszustand hat sich die letzten Wochen so stark verändert, dass ich wirklich daran denke, wie ich es im Falle der Fälle anstellen kann ... Aber ich muss und will weiterhin stark sein und ich hoffe, es wird wieder besser ...

Oh ja. Mal öfter und mal weniger, das ist dann mehr aus einer Laune heraus. Darüber zu denken ist das eine, das ganze umzusetzen ist was anderes.

Wer mit dem Gedanke spielt Suizid zu begehen, sollte sich zuvor bitte an eines der vielen verschiedenen Hilfsangebote wenden.
https://www.suizidprophylaxe.de/hilf...hilfsangebote/
Die Nummer der TelefonSeelsorge ist 24Stunden am Tag Anonym erreichbar
0800 1110111
Wer nicht Telefonieren möchte kann auch Chatten
https://online.telefonseelsorge.de/

Ich bitte eindringlich darum die Hilfsangebote zumindest einmal auszuprobieren bevor man sich etwas antut was man nicht mehr Rückgänig machen kann.

Cao Cao

Oh ja. Mal öfter und mal weniger, das ist dann mehr aus einer Laune heraus. Darüber zu denken ist das eine, das ganze umzusetzen ist was anderes.

Jap. Zwischen Gedanken und richtige Pläne schmieden sowie es auch tatsächlich zu versuchen liegen große Abstände. Auch wenn "harmlose Gedanken" ebenfalls nicht zu vernachlässigen sind.