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  1. #41
    Mr. Burns Mr. Burns ist offline
    Avatar von Mr. Burns

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Interessanter Thread!
    Ich danke vor allem @Sleeping Dragon und @OmegaPirat für ihre Beiträge, denn sie beschreiben genau das Problem, mit dem ich mich auch gerade konfrontiert sehe. Da ich bald mit dem Studium fertig bin, forste ich gerade Stellenanzeigen nach passenden Jobs für mich durch. Wenn es hoch kommt, erfülle ich bei 5-10% die Anforderungen. Mit einem sehr guten Hochschulabschluss kann man scheinbar gar nicht punkten, vielmehr wird das vorausgesetzt. Meistens scheitert es bei mir an der Berufserfahrung - wie soll ich die auch haben als jemand, der von der Uni kommt und erstmals auf den Arbeitsmarkt geht? Auch Fremdsprachen- und EDV-Kenntnisse werden fast überall vorausgesetzt. Dazu eine Reihe Soft Skills. Wie soll man denn so den Einstieg schaffen? Mein Eindruck ist, dass die meisten Unternehmen den perfekten Mitarbeiter suchen und nicht gewillt sind, einem Hochschulabsolventen noch etwas beizubringen, vielmehr soll man alles selbst mitbringen. Leute, die nicht nur für ihren Lebenslauf leben, bleiben da scheinbar auf der Strecke.

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    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

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  3. #42
    AndiBcool AndiBcool ist offline
    Avatar von AndiBcool

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Ja und dann wird wieder vom Fachkräftemangel geredet.
    Na aber alles außer Berufserfahrung solltest Du doch auf der Uni oder Hochschule gelernt haben.
    Persönlich glaube ich auch das oft zu viel unnützes Zeug dort gelehrt wird und die wichtigeren Sachen dann leider auf der Strecke bleiben.
    Anders kann ich mir sonst so negative Erlebnisse mit studierten Leuten nicht erklären.

  4. #43
    PSLvegeta PSLvegeta ist offline
    Avatar von PSLvegeta

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat OmegaPirat Beitrag anzeigen

    Wenn man sich bspw. als Physiker bewirbt soll man bereits im Voraus mit irgendwelcher speziellen Software umgehen können, die man aber nicht im Studium lernt, sondern erst, wenn man in der Firma arbeitet. Wieso wird sowas als Einstellungskriterium in Stellenausschreibungen angegeben? Das ist in einem Monat erlernbar und weil man dazu nicht die Chance bekommt, bekommt man keinen Job?
    Wenn ich mir Stellenausschreibungen durchlese, kommt es mir so vor als ob nur Genies gesucht werden und nur Genies überhaupt das Privileg haben arbeiten zu dürfen. Da es aber nicht soviele Genies geben kann, komme ich zu dem Schluss, dass Stellenausschreibungen auch der Selbstprofilierung dienen. Persönlich schreckt es mich jedoch ab mich überhaupt zu bewerben. Wieso kann man es nicht so schreiben "Suche ... mit Abschluss in ... und mittelmäßigen Kenntnissen in ..."?
    Stattdessen muss alles herausragend sein.
    Ich habe dieses Prozedere noch vor mir, befinde mich zur Zeit in der Promotion, mache mir aber schonmal Gedanken darüber. Die Chancen scheinen ja trotz angeblichem Fachkräftemangel nicht sehr berauschend zu sein.
    Genau so ist es.

    Wenn ich mir die Stellenbeschreibung in der Gamesbranche so durchlese muss ich oft mit dem Kopf schütteln.
    Da sind Anforderungen, man muss 10 verschiedene Engines und Programme perfekt beherrschen, sollte noch gut im programmieren sein, belastbar, Verantwortung übernehmen können, Erfahrung in der Szene haben usw usf.
    Wenn ich das lese denke ich mir immer, "wenn ich das alles könnte würde ich Zuhause mein eigenes Spiel programmieren und bräuchte euch nicht."

  5. #44
    OmegaPirat OmegaPirat ist offline

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat AndiBcool Beitrag anzeigen
    Persönlich glaube ich auch das oft zu viel unnützes Zeug dort gelehrt wird und die wichtigeren Sachen dann leider auf der Strecke bleiben.
    Anders kann ich mir sonst so negative Erlebnisse mit studierten Leuten nicht erklären.
    Das Problem ist, dass häufig die Stärke der universitären Ausbildung nicht erkannt wird. Der vermittelte Inhalt ist gar nicht so wichtig. Man lernt an der Universität (ich spreche jetzt vor allem für die mathematisch naturwissenschaftlich angehauchten Studiengänge) zu abstrahieren. Ich merke es bei mir selbst. Neben der Promotion "besuche" ich noch eine fortgeschrittene Mathevorlesung. Der Stoff dieser Vorlesung hat kaum etwas mit dem zu tun, was ich bisher gemacht habe. Im Grunde besuche ich die Vorlesung gar nicht, sondern mache nur die geforderten Übungsaufgaben und lese das Skript durch. Pro Woche investiere ich maximal 2 Stunden dafür. Als ich im ersten Semester war, war ich nicht in der Lage den komplexen Lehrstoff so leicht aufzunehmen. Das jahrelange Erlernen des komplexen Lehrstoffs hat mein Gehirn trainiert diesen Stoff schneller zu verarbeiten.
    Es ist nicht das Ziel der Universität auf einen spezifischen Beruf hinzuarbeiten, sondern eben jene Fähigkeiten zu trainieren. Deshalb sollte man einen Universitätsabsolventen nicht als jemanden sehen, der bereits alles können sollte, sondern als jemanden, der sich Neues schneller als andere aneignen kann und auch mit sehr abstrakten Inhalten zurecht kommt.

    Spezifisches Wissen sollte man sich erst dann aneignen müssen, wenn man es auch wirklich braucht. Es gibt soviel spezifisches Wissen und niemand kann sich alles aneignen. Also ist es doch besser die Fähigkeiten sich dieses anzueignen zu trainieren und das macht man am besten, wenn man mit allgemeinen Prinzipien anfängt.

    Und nein das meiste, was in den Stellenausschreibungen gefordert wird, lernt man nicht an der Universität. Man lernt nicht in einem Studiengang den Umgang mit dem Programm Abacus. Ich würde den Umgang mit diesem Programm aber schneller lernen als jemand ohne Universitätabschluss. Darüber hinaus würde ich sogar verstehen, was das Programm im Hintergrund wirklich macht, nämlich das Lösen partieller Differentialgleichungen durch die Finite-Elemente-Methode, was ich im Studium gelernt habe, während andere das Programm nur anwenden könnten, aber von den eigentlichen Abläufen nichts verstünden.

  6. #45
    AndiBcool AndiBcool ist offline
    Avatar von AndiBcool

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Du willst mir also erzählen die Uni ist dazu da Dein Gehirn zu trainieren um Inhalte schneller zu erlernen als Andere aber nicht um Fachwissen zu vermitteln ? Ok gut das erklärt dann einiges, kein Wunder warum Berufserfahrung dann dringend notwendig ist.

    Ich will gar nicht abstreiten, das jemand der oft bestimmte Aufgaben löst diese evtl. schneller als andere lösen kann. Der Rest ist aber doch wohl stark von der Intelligenz abhängig.
    Wie schnell sich Jemand Wissen aneignet und Hintergründe versteht ist sicherlich auch stark abhängig wie sehr er sich persönlich dafür interessiert.

  7. #46
    JokerofDarkness

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    An Unis wird soviel theoretische Scheiße gelehrt, die man praktisch nicht mal im Ansatz nutzen kann. Ist leider auch meine Erfahrung, glücklicherweise hatte ich das praktische Handwerkszeug anderweitig erlernt und die Uni gab mir dann nur noch den fehlenden Schein. Ich habe selten soviel in der Praxis nicht anwendbares dummes Zeug gehört, wie von den ganzen und von von sich selbst extrem überzeugten Profs und Dozenten während meines Studiums. Von 12 Leuten waren 3 zu gebrauchen und das waren auch die einzigen Lehrkräfte dort, die einen Praxisbezug hatten. Glücklicherweise durfte ich bei einem von denen meine Diplomarbeit schreiben, denn die kann ich heute noch gebrauchen.

  8. #47
    OmegaPirat OmegaPirat ist offline

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat AndiBcool Beitrag anzeigen
    Du willst mir also erzählen die Uni ist dazu da Dein Gehirn zu trainieren um Inhalte schneller zu erlernen als Andere aber nicht um Fachwissen zu vermitteln ? Ok gut das erklärt dann einiges, kein Wunder warum Berufserfahrung dann dringend notwendig ist.
    Der Erwerb von Fachwissen ist auch mit enthalten, was ich aber eher als Nebeneffekt sehe. Ich werde in einem bestimmten Fach ausgebildet. Dazu muss ich eine Abstraktion entwickeln, die weit über dem, was man in einer Berufsausbildung hat, hinausgeht. Was man in einer Berufsausbildung lernt, ist doch sehr speziell, während man in der Uni allgemeinere Konzepte und Zusammenhänge lernt.
    Wenn man es mit Programmiersprachen vergleichen würde, würde man in der Berufsausbildung (metaphorisch gesprochen) zwei drei konkrete Programmiersprachen wie C, Java, Pascal ... bis ins letzte Detail erlernen, während man an der Universität allgemeine Programmierkonzepte wie prozedural, objektorientiert, funktional lernen würde.
    Beides sind unterschiedliche Ansätze etwas zu lernen. Zweiteres wird von Arbeitgebern wohl häufig nicht verstanden, wobei ich zweiteres langfristig gesehen mächtiger finde.
    Ich will gar nicht abstreiten, das jemand der oft bestimmte Aufgaben löst diese evtl. schneller als andere lösen kann. Der Rest ist aber doch wohl stark von der Intelligenz abhängig.
    Intelligenz ist keine Konstante. Es gibt ein genetisch festgelegtes Potential aber bis zu einem gewissen Grad lässt sich Intelligenz tatsächlich trainieren.

    Wie schnell sich Jemand Wissen aneignet und Hintergründe versteht ist sicherlich auch stark abhängig wie sehr er sich persönlich dafür interessiert.
    Ja, aber nicht nur.

  9. #48
    Scrypton Scrypton ist offline

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat OmegaPirat Beitrag anzeigen
    Wenn man es mit Programmiersprachen vergleichen würde, würde man in der Berufsausbildung (metaphorisch gesprochen) zwei drei konkrete Programmiersprachen wie C, Java, Pascal ... bis ins letzte Detail erlernen, während man an der Universität allgemeine Programmierkonzepte wie prozedural, objektorientiert, funktional lernen würde.
    Hmm... stimmt so wohl noch nicht ganz nicht - im Sinne des Beispiels.

    Die Ausbildung des Fachinformatikers für Anwendungsentwicklung enthält sämtliche verbreiteten Programmiersprachen. Parallel dazu gibts Studiengänge der IT, die ebenfalls auf die Programmierung ausgelegt sind und zwar noch sehr viel spezieller. Da wäre z.B. das Studium Game Engineering... und programmiert wird in der Uni sowieso nur mit nem Blatt Papier und einem Bleistift. Da ist nichts mit compilen und debuggen, geübt kann das Erlente dann praktisch zu hause werden.
    Gut, in der Berufsausbildung greift man in Tests dazu auch oft zu Stift und Papier, doch die Abschlussprüfung... nun... die IHK schreibt keine konkrete Programmiersprache vor, folglich wird in deren Abschlussprüfungen eine Lösung via Pseudocode verlangt. Oder noch schlimmer und noch sehr viel unnötiger: In Form von Struktugrammen.

    Im Studium ist die Menge des Stoffs insgesamt jedoch sehr viel kompensierter und in großen Teilen sehr viel trockener. Dran zu bleiben erfordert mehr Anstrengung und viele Berufe gibt es, welche durch Ausbildung als auch über Studium erreicht werden können. Nicht wenige ehemalige Mitstudenten haben damals das Informatikstudium abgebrochen und eine Ausbildung im selben Bereich begonnen - und sind heute dennoch nicht weniger kompetent, als ich oder andere mit abgeschlossenen Studium.

  10. #49
    Teilchen Teilchen ist offline

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat Mr. Burns Beitrag anzeigen
    Interessanter Thread!
    Ich danke vor allem @Sleeping Dragon und @OmegaPirat für ihre Beiträge, denn sie beschreiben genau das Problem, mit dem ich mich auch gerade konfrontiert sehe. Da ich bald mit dem Studium fertig bin, forste ich gerade Stellenanzeigen nach passenden Jobs für mich durch. Wenn es hoch kommt, erfülle ich bei 5-10% die Anforderungen. Mit einem sehr guten Hochschulabschluss kann man scheinbar gar nicht punkten, vielmehr wird das vorausgesetzt. Meistens scheitert es bei mir an der Berufserfahrung - wie soll ich die auch haben als jemand, der von der Uni kommt und erstmals auf den Arbeitsmarkt geht?
    Ich kann die Bewerbungsproblematik total verstehen. Ich hatte das gleiche Problem als ich damals mein Studium (Technische Informatik) abgeschlossen habe. Heute sehe ich die Anforderungen etwas gelassener, wenn man 30% der Anforderungen erfüllt, dann ist das schon richtig gut. Faustregel sind so 10%. Bei mir stand da Haufenweise so ein Zeug:

    "Erstellung von Skripten für die Teststeuerung (Powershell, Bash, Python, Perl, Ruby). Da hat es gereicht, dass ich davon schon mal gehört habe und eine Sprache aus dem Studium kannte. So zog sich das eigentlich durch das ganze Anforderungsprofil. Viele Sachen kannte ich auch einfach überhaupt nicht. Ich habe mal bei uns in der Firma (Chip Hersteller für Mediengeräte, z. B. für Mediaplayer) nachgefragt woran das liegt, da sagte man mir, dass die Ausschreibungen von Personalern geschrieben werden die kein Gefühl dafür haben. Da wird einfach alles darein geklatscht, was mit der Thematik zu tun hat.

    Also einfach bewerben und nicht nur bei Megakonzernen und namenhaften Firmen.

    Zitat AndiBcool Beitrag anzeigen
    Ich will gar nicht abstreiten, das jemand der oft bestimmte Aufgaben löst diese evtl. schneller als andere lösen kann. Der Rest ist aber doch wohl stark von der Intelligenz abhängig. Wie schnell sich Jemand Wissen aneignet und Hintergründe versteht ist sicherlich auch stark abhängig wie sehr er sich persönlich dafür interessiert.
    Das kommt sicherlich aufs Fach. Oft braucht man sowohl die Theorie und die Praxis und manchmal kann man die Theorie auch nicht "so mitnehmen" wenn man direkt mit der Praxis anfängt. Beispiel: Wenn ich auf der Arbeit Firmware für Chips schreibe, dann brauche ich Ahnung von Signalverarbeitung, eingebetteten Systemen und Systemtheorie. Das reine Doing in Assembler und C sind dann nicht mehr das Problem. Das ist aber nichts, was man sich mal "eben so" on the job aus Interesse aneignet. Das hat natürlich seinen Grund, warum man so was mehrere Jahre studiert. Mit dem Wissen aus einer Ausbildung (ich bin selbst gelernter Fachinformatiker Anwendungsentwicklung) absolut nicht leistbar.

    Anderes Beispiel: Ein Kollege von mir arbeitet in einer Firma die ein ERP System (Verteilte Architektur) für die Energiewirtschaft herstellt. Die schicken ihre Leute bei Neuanfang erstmal 4 Wochen auf einen Lehrgang, weil die sonst nicht mal den Aufbau verstehen können und wie alle Komponenten miteinander interagieren. Es gibt relativ wenige Hochschulen, die eine komplette Vertiefungsrichtung auf verteilte Systeme auslegen. Auch das kann man mehrere Jahre studieren weil der Entwurf solcher Systeme alles andere als trivial ist. C# und ASP.NET zu können sind da die kleinsten Probleme.

    Das kommt echt immer darauf an. Vielleicht ist deshalb der "Frust mit Studierten" auch so hoch. Viele die eventuell nicht studiert haben denken, da kommen irgendwelche "Übermenschen" die einfach alles können. Das ist definitiv nicht der Fall und auch nicht leistbar.

  11. #50
    Sleeping Dragon Sleeping Dragon ist offline
    Avatar von Sleeping Dragon

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat TheBRS Beitrag anzeigen
    Weil kein Mensch Sozialpädagogen mit einem Bachelorabschluss braucht. Ist zwar hart entspricht aber der Wahrheit, das weiß man auch bevor man das Studium aufnimmt. Außerdem brauchst du Praktika und Erfahrung bzw. Alleinstellungsmerkmale. Was meinst du denn wie es den ganzen BWL Absolventen ohne Praxiserfahrung/Auslandsaufenthalte ergeht?
    Na, bist du da nicht ein wenig hart? Klar, hinterher weiß man natürlich wie sinnvoll ein Studium gewesen ist, aber die Menschen, die diese Entscheidungen treffen müssen, sind mittlerweile gerade mal ~18 Jahre alt und haben außer dem Inneren einer Schule noch nichts gesehen. Die beschäftigen sich zum allergrößten Teil nicht mit der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt (zumal die sich bis zu ihrem Studienende ohnehin wieder verändern könnte), sondern studieren das, was sie spontan interessiert bzw. was sie in ihrer Heimat bzw. Wunschstadt bekommen können. Als junger Mensch besitzt man dieses Bewusstsein gar nicht, man denkt sich eher „diese Art der Ausbildung wird angeboten, also werden Leute mit diesen Kenntnissen auch gesucht“, was eigentlich auch irgendwie logisch klingt. Warum sollte man auch Gelder verschwenden für Ausbildungen, mit denen man keine Berufsaussichten hat, das wäre ja widersinnig!

    Hier sollten die Hochschulen, aber auch die Agentur für Arbeit ihre Verantwortungsrolle deutlich besser ausfüllen. An den Schulen wird doch praktisch nichts über ein zukünftiges Erwerbsleben gelehrt oder konkrete Perspektiven aufgezeigt...hier sollte die Agentur direkt ansetzen. Sie sollte in die Schulen gehen und die zukünftigen Absolventen über ihre Chancen und Möglichkeiten aufklären. Ebenso sollten die Hochschulen mal genauer kontrollieren was aus ihren Absolventen eigentlich wird, denen sind die Leute nach der Exmatrikulation doch praktisch egal. Sie wissen nicht, ob ihr gesamter Studiengang klasse Jobs erhalten hat oder durchgängig arbeitslos ist und machen einfach mit dem nächsten Jahrgang so weiter wie zuvor.

    Zudem heißt es immer, dass einem heutzutage ja praktisch alle Türen offenstehen, aber wem hilft das, wenn sie sich dennoch immer weiter entfernen oder gar nicht mehr sichtbar sind? Tatsächlich gibt es mittlerweile so viele Möglichkeiten sich zu entfalten, dass man von der Flut an Informationen direkt erschlagen wird. Andersherum kriegt man von einigen Chancen vielleicht auch gar nicht erst etwas mit, wer kennt schon alle Berufsmöglichkeiten, die auf dem Papier existieren? Wenn ich in eine Stellenbörse schaue, sehe ich dort haufenweise Ausschreibungen, von deren Titeln man kaum noch auf die Stellen selbst schließen kann, weil sie irgendwelche hypermodernen englischen Namen haben usw. Ich glaube, dass sich viele Menschen in dieser Orientierungsphase auch etwas verloren vorkommen und tatsächlich nicht wissen was sie machen sollen. Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Agentur für Arbeit auch wieder zur klassischen Berufsberatung zurückkehrt und eben wirklich Personen ausbildet bzw. beschäftigt, die den Arbeitsmarkt zumindest deutschlandweit nahezu perfekt kennen und auch auf die Menschen und ihre Fähigkeiten eingehen. Stattdessen muss man erst Hartz IV beziehen um dort überhaupt einen Gesprächspartner zu erhalten (wenn man sich z.B. aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis neu orientieren möchte, wird man abgewiesen) und was dieser dann macht, kommt einer Berufsberatung nicht wirklich gleich, gerade weil seitens der Angestellten solche Kenntnisse auch einfach fehlen. Diese ganzen beteiligten Institutionen...Schulen, Hochschulen, ausbildende Betriebe, Agentur für Arbeit, Jobcenter müssten einfach viel stärker miteinander kooperieren, wenn das Individuum für sich die perfekte Ausbildung, die auch dem Arbeitsmarkt nutzt, erhalten soll. Stattdessen kümmern die sich alle nur ganz engstirnig um ihren kleinen Bereich und was darüber hinaus mit den Leuten geschieht, ist ihnen einfach komplett egal.

    Zitat OmegaPirat Beitrag anzeigen
    Für mich wäre der Normalzustand, dass man sich mit einem entsprechenden Abschluss mit reellen Chancen auf einen Job bewerben kann und spezifische Anforderungen werden dann im Rahmen einer Einarbeitungszeit direkt im Betrieb erworben. Viele Abläufe kann man auch ziemlich schnell lernen. Dass zusätzlich zum Abschluss sogenannte "Alleinstellungsmerkmale" erwartet werden, finde ich schwachsinnig.
    Das Absurde daran ist doch, dass mit dem Beginn eines neuen Beschäftigungsverhältnisses immer eine gewisse Phase der Einarbeitung verbunden ist, egal wie viel und was man zuvor bereits gearbeitet hat. Keine Firma ist genau so strukturiert wie die andere oder besitzt exakt die gleichen Arbeitsabläufe, Programme usw. - es ist immer eine Anpassung an die neuen Gegebenheiten erforderlich. Wie du richtig sagst ist gerade diese Adaptionsfähigkeit eine Eigenschaft, die man Hochschulabsolventen eigentlich ohnehin zuschreiben sollte. In manchen Fällen ist es womöglich sogar einfacher eine neue Kraft einzulernen als eine, die bereits zehn Jahre in einer anderen Firma auf eine andere Art und Weise gearbeitet hat, da hier die Umgewöhnung ggf. aufgrund entwickelter Verhaltensmuster sogar schwerer fällt.

    Zitat Mr. Burns Beitrag anzeigen
    Interessanter Thread!
    Ich danke vor allem @Sleeping Dragon und @OmegaPirat für ihre Beiträge, denn sie beschreiben genau das Problem, mit dem ich mich auch gerade konfrontiert sehe. Da ich bald mit dem Studium fertig bin, forste ich gerade Stellenanzeigen nach passenden Jobs für mich durch. Wenn es hoch kommt, erfülle ich bei 5-10% die Anforderungen. Mit einem sehr guten Hochschulabschluss kann man scheinbar gar nicht punkten, vielmehr wird das vorausgesetzt. Meistens scheitert es bei mir an der Berufserfahrung - wie soll ich die auch haben als jemand, der von der Uni kommt und erstmals auf den Arbeitsmarkt geht? Auch Fremdsprachen- und EDV-Kenntnisse werden fast überall vorausgesetzt. Dazu eine Reihe Soft Skills. Wie soll man denn so den Einstieg schaffen? Mein Eindruck ist, dass die meisten Unternehmen den perfekten Mitarbeiter suchen und nicht gewillt sind, einem Hochschulabsolventen noch etwas beizubringen, vielmehr soll man alles selbst mitbringen. Leute, die nicht nur für ihren Lebenslauf leben, bleiben da scheinbar auf der Strecke.
    Ja, und dann schau mal wie viele Stellen überhaupt auf Absolventen ausgeschrieben sind. Mindestens genauso viele Ausschreibungen, wenn nicht sogar mehr, zielen stets auf leitende Positionen ab, wo man dementsprechend bereits ein Halbgott für sein muss. Wie soll man diese ganzen Erfahrungen denn jemals sammeln, wenn man nicht einmal zu Beginn des Erwerbslebens eine Anstellung findet? Jeder fängt halt mal bei Null an, also darf Null auch kein Grund sein den Anfang zu verwehren. Vor allem muss man die Anzahl dieser Stellen auch mal ins Verhältnis setzen, denn Chefs und Leiter gibt insgesamt doch deutlich weniger als normale Mitarbeiter, die unter diesen Chefs arbeiten. Wenn aber etwa genauso viele Chefs gesucht werden, dann zeigt dies doch irgendwo, dass sehr wenige Leute auf dem Arbeitsmarkt überhaupt noch dieses Niveau erreichen, dass die Arbeitgeber in leitender Position gerne sehen wollen. Wenn man die jungen Leute nicht einstellt und ihnen notfalls etwas beibringt, dann entsteht im Laufe der Zeit automatische eine Wissenslücke und alle Arbeitgeber reißen sich um noch weniger Personen, während noch mehr auf der Strecke bleiben. Folglich werden auch die Löhne immer weiter auseinander gehen.

    Zitat AndiBcool Beitrag anzeigen
    Ja und dann wird wieder vom Fachkräftemangel geredet.
    Na aber alles außer Berufserfahrung solltest Du doch auf der Uni oder Hochschule gelernt haben.
    Persönlich glaube ich auch das oft zu viel unnützes Zeug dort gelehrt wird und die wichtigeren Sachen dann leider auf der Strecke bleiben.
    Anders kann ich mir sonst so negative Erlebnisse mit studierten Leuten nicht erklären.
    Natürlich besteht ein Fachkräftemangel – nämlich ein Mangel an Personen, die 100% der Anforderungen der Ausschreibungen erfüllen. Wie man diesen Fachkräftemangel allerdings mit Zuwanderern auffangen möchte, die größtenteils nicht mal die Landessprache beherrschen, bleibt mir indes ein Rätsel. Indem man die Ansprüche einfach auf ein humanes Niveau heruntersetzt, könnte man diesen „Fachkräftemangel“ wohl viel leichter beheben und ich habe meine Zweifel, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands dadurch stark beeinträchtigt werden würde. Leider geht das Anspruchsdenken jedoch eher immer weiter nach oben als nach unten.

    Zitat JokerofDarkness Beitrag anzeigen
    An Unis wird soviel theoretische Scheiße gelehrt, die man praktisch nicht mal im Ansatz nutzen kann. Ist leider auch meine Erfahrung, glücklicherweise hatte ich das praktische Handwerkszeug anderweitig erlernt und die Uni gab mir dann nur noch den fehlenden Schein. Ich habe selten soviel in der Praxis nicht anwendbares dummes Zeug gehört, wie von den ganzen und von von sich selbst extrem überzeugten Profs und Dozenten während meines Studiums. Von 12 Leuten waren 3 zu gebrauchen und das waren auch die einzigen Lehrkräfte dort, die einen Praxisbezug hatten. Glücklicherweise durfte ich bei einem von denen meine Diplomarbeit schreiben, denn die kann ich heute noch gebrauchen.
    Ja, ich würde mir auch wünschen, dass man für sämtliche Studiengänge auch zumindest ein Praxissemester vorschreibt. Leider wird diese Möglichkeit nur selten in Erwägung gezogen und die Studierenden dürfen deshalb lieber 58 Hausarbeiten schreiben, die dann irgendwann mal ein müder Dozent mit einem Auge liest. Vor allem ist es zwar oftmals ein großer Aufwand, aber doch immer wieder das gleiche Schema. Wer nach ~zehn Seminararbeiten immer noch keinen wissenschaftlich sinnvollen Text auf Papier bekommt, der wird es wohl ohnehin nicht mehr lernen. Und diejenigen, die es können, sind davon gelangweilt, weil sie praktisch immer wieder vor die gleiche Aufgabe gestellt und dementsprechend kaum gefordert werden. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Universitätstudenten mit jedem weiteren absolvierten Semester ein Stückchen mehr in ihrer Entwicklung stagnieren und sich vom Arbeitsmarkt entfernen.

    Ebenso habe ich das Gefühl, dass bei den ganzen spezifischen Studiengängen, die es mittlerweile gibt, die Arbeitgeber auch gar nicht immer unbedingt verstehen was der Bewerber in seinem Studium überhaupt gelernt hat. Häufig ist es dann auch nicht gerade leicht diese Inhalte in einem einseitigen Anschreiben pointiert darzustellen, zumal man in diesem Text ja noch diverse andere Aspekte berücksichtigen muss. Unverständnis führt nun mal häufig auch eher zur Ablehnung anstatt dazu Interesse zu wecken. Mit einem stärkeren Praxisbezug in den Studiengängen könnte man dieses Problem doch recht effektiv bekämpfen und mir fehlt jegliches Verständnis dafür, dass ein solches Umdenken noch nicht stattgefunden hat.

    Zitat Teilchen Beitrag anzeigen
    Ich kann die Bewerbungsproblematik total verstehen. Ich hatte das gleiche Problem als ich damals mein Studium (Technische Informatik) abgeschlossen habe. Heute sehe ich die Anforderungen etwas gelassener, wenn man 30% der Anforderungen erfüllt, dann ist das schon richtig gut. Faustregel sind so 10%.
    Haha, bewerben kann sich natürlich jeder auf alles. 10% halte ich nun schon für arg wenig, da kann man seine Zeit womöglich auch besser nutzen als diese konkrete Bewerbung zu verfassen. Wirklich sinnvoll erscheint mir eine Bewerbung erst ab ~50% der Kriterien, weil viele Firmen auch gerne mal eine gesamte Bewerberrunde ablehnen und die Stelle erneut ausschreiben, wenn ihnen niemand wirklich zusagt. Kernelemente sind natürlich Ausbildung/Studium und Berufserfahrung – wenn man diese beiden Kriterien nicht erfüllt, ist man praktisch schon raus. Darüber hinausgehende Kenntnisse kann man schon eher kompensieren und in puncto Soft Skills kann sowieso jeder einen vom Pferd erzählen (wodurch es eigentlich albern ist, dass man diese Dinge überhaupt erwähnen muss). Erfolgreiche Anschreiben bestehen heutzutage ohnehin jeweils zu einem Drittel aus Geschleime, Selbstbeweihräucherung und Lügen (bzw. Schönrederei). Wenig von dem, was in einem solchen Text drinsteht, beschreibt tatsächlich den Menschen, der sich bewirbt, es geht einzig und allein darum was Arbeitgeber hören wollen bzw. zur Formalität oder gutem Ton einer Bewerbung gehört.

    Zitat Teilchen Beitrag anzeigen
    Das kommt echt immer darauf an. Vielleicht ist deshalb der "Frust mit Studierten" auch so hoch. Viele die eventuell nicht studiert haben denken, da kommen irgendwelche "Übermenschen" die einfach alles können. Das ist definitiv nicht der Fall und auch nicht leistbar.
    Interessanterweise kann dies auch dazu führen, dass kleinere Unternehmen besonders gut ausgebildete Hochschulabgänger sogar ganz vermeiden. Wenn der neue Mitarbeiter eine bessere theoretische Ausbildung hat als der Chef selbst, fühlen sich doch einige Arbeitgeber extrem unwohl. Unter anderem dadurch wurde die „Überqualifizierung“ ein legitimer Absagegrund.

  12. #51
    OmegaPirat OmegaPirat ist offline

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat Sleeping Dragon Beitrag anzeigen
    Kernelemente sind natürlich Ausbildung/Studium und Berufserfahrung – wenn man diese beiden Kriterien nicht erfüllt, ist man praktisch schon raus.
    .
    Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Wie soll man Berufserfahrungen sammeln, wenn man Berufserfahrungen braucht, um überhaupt eingestellt zu werden?
    So wie sich die Situation für mich darstellt, werde ich dazu genötigt über meine Person zu lügen, dass sich die Balken biegen, um überhaupt einen Beruf zu bekommen, da ich im Voraus bestimmte Anforderungen nicht erfülle, die ich aber in kürzester Zeit im Rahmen einer Einarbeitung in dem Betrieb erlernen könnte.
    Natürlich bewerbe ich mich als Physiker nicht auf eine Stelle für Soziologen. Um mal ein Beispiel zu nennen, habe ich nur wenig Ahnung von Laserphysik. Wieso würde man dann in eine Stellenausschreibung tiefe Kenntnisse in der Laserphysik zur Voraussetzung machen, obwohl ich es als ausgebildeter Physiker in kurzer Zeit lernen könnte? Ein Soziologe würde wahrscheinlich ewig brauchen, wenn er es überhaupt mal versteht, während ich ewig für irgendwelche soziologischen Inhalte brauchen würde.
    Ich verstehe nicht wieso ich spezifische physikbezogene Inhalte bereits vor der Einstellung kennen sollte, obwohl es für mich als Physiker kein Problem wäre diese a posteriori zu erlernen. Niemand kennt in einem Fach alles. Auch keine Fachexperten.

  13. #52
    AndiBcool AndiBcool ist offline
    Avatar von AndiBcool

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat OmegaPirat Beitrag anzeigen
    Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Wie soll man Berufserfahrungen sammeln, wenn man Berufserfahrungen braucht, um überhaupt eingestellt zu werden?
    Praktikum, bei dem Du nichts verdienst und noch selber draufzahlst sind immer gerne gesehen.

    Ich verstehe nicht wieso ich spezifische physikbezogene Inhalte bereits vor der Einstellung kennen sollte, obwohl es für mich als Physiker kein Problem wäre diese a posteriori zu erlernen. Niemand kennt in einem Fach alles. Auch keine Fachexperten.
    Da spart sich der Betrieb dann die Einarbeitung. Mag auch sein, dass einfach Niemand da ist um Dich einzuarbeiten.

    Im öffentlichen Dienst werden Stellenausschreibungen oft deswegen so geschrieben um die Wertigkeit der Stelle zu bekleiden. Das hat auch hin und wieder gar nichts mit der tatsächlichen Arbeit zu tun.

  14. #53
    Sleeping Dragon Sleeping Dragon ist offline
    Avatar von Sleeping Dragon

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat OmegaPirat Beitrag anzeigen
    Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Wie soll man Berufserfahrungen sammeln, wenn man Berufserfahrungen braucht, um überhaupt eingestellt zu werden?
    So wie sich die Situation für mich darstellt, werde ich dazu genötigt über meine Person zu lügen, dass sich die Balken biegen, um überhaupt einen Beruf zu bekommen, da ich im Voraus bestimmte Anforderungen nicht erfülle, die ich aber in kürzester Zeit im Rahmen einer Einarbeitung in dem Betrieb erlernen könnte.
    Wie soll das funktionieren? Abgesehen von Soft Skills und vielleicht noch den Studieninhalten kann man seinen Lebenslauf schwer beschönigen, schließlich muss alles brav mit Zeugnissen und Zertifikaten belegt werden. Berufserfahrung kann man beispielsweise schwer erfinden – und wenn man es doch tut ohne ein Zeugnis zu haben, dann wirkt sich das sogar negativ aus, einfach weil der Arbeitgeber den Bewerber dann für so unfähig halt, dass er nicht mal in der Lage ist seine eigenen Unterlagen in Ordnung zu halten. Oder er befürchtet, dass ein Zeugnis zwar existiert, aber so schlecht ausgefallen ist, dass der Bewerber es nicht zeigen möchte. Nicht belegbare Angaben sind stets ein Ausschlusskriterium.

    Zitat AndiBcool Beitrag anzeigen
    Praktikum, bei dem Du nichts verdienst und noch selber draufzahlst sind immer gerne gesehen.
    Wenn es doch so leicht wäre. Stattdessen ist es jedoch so, dass praktisch nur noch Pflichtpraktika für Schüler und Studenten unbezahlt durchgeführt werden dürfen. Hinzu kommen zwei Wochen Probearbeit im Fall von Arbeitssuchenden, sofern das Jobcenter es genehmigt. Auch die sechsmonatigen 400-Euro-Ausbeuter-Praktika sind der Einführung des Mindestlohns größtenteils zum Opfer gefallen. Vor ein paar Jahren noch haben sich ganze Branchen über diese Arbeitsplätze über Wasser gehalten, heute sind diese Stellen deutlich seltener geworden und richten sich fast nur noch an eingeschriebene Studenten. Als Absolvent oder Berufstätiger, der sich umorientieren möchte, hat man eigentlich keine Chance mehr auf ein solches Praktikum, weil die Firmen fertig ausgebildete Personen nicht mehr zu diesem Tarif beschäftigen dürfen und Leuten ohne Erfahrung nicht mehr bezahlen wollen. Das dürfen dann vor allem die wenigen festangestellten Mitarbeiter ausbaden, die noch mehr Lasten schultern müssen. Die Politik wollte damit bewirken, dass mehr sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen geschaffen werden um systematische Ausbeutung zu verhindern, erreicht hat sie jedoch nur, dass es Personen noch schwerer gemacht wird die so häufig geforderte erste Berufserfahrung für eine solche Vollzeitstelle zu sammeln und die „wenigen“ Beschäftigten noch mehr Arbeit abzuleisten haben.

  15. #54
    AndiBcool AndiBcool ist offline
    Avatar von AndiBcool

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat Sleeping Dragon Beitrag anzeigen
    Wenn es doch so leicht wäre. Stattdessen ist es jedoch so, dass praktisch nur noch Pflichtpraktika für Schüler und Studenten unbezahlt durchgeführt werden dürfen. Hinzu kommen zwei Wochen Probearbeit im Fall von Arbeitssuchenden, sofern das Jobcenter es genehmigt. Auch die sechsmonatigen 400-Euro-Ausbeuter-Praktika sind der Einführung des Mindestlohns größtenteils zum Opfer gefallen. Vor ein paar Jahren noch haben sich ganze Branchen über diese Arbeitsplätze über Wasser gehalten, heute sind diese Stellen deutlich seltener geworden und richten sich fast nur noch an eingeschriebene Studenten. Als Absolvent oder Berufstätiger, der sich umorientieren möchte, hat man eigentlich keine Chance mehr auf ein solches Praktikum, weil die Firmen fertig ausgebildete Personen nicht mehr zu diesem Tarif beschäftigen dürfen und Leuten ohne Erfahrung nicht mehr bezahlen wollen. Das dürfen dann vor allem die wenigen festangestellten Mitarbeiter ausbaden, die noch mehr Lasten schultern müssen. Die Politik wollte damit bewirken, dass mehr sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen geschaffen werden um systematische Ausbeutung zu verhindern, erreicht hat sie jedoch nur, dass es Personen noch schwerer gemacht wird die so häufig geforderte erste Berufserfahrung für eine solche Vollzeitstelle zu sammeln und die „wenigen“ Beschäftigten noch mehr Arbeit abzuleisten haben.
    Tatsächlich finde ich das durchaus positiv, das dieses ausbeuten nicht mehr möglich ist.
    Ein Betrieb, der seine Mitarbeiter nicht anständig entlohnen kann sollte geschlossen werden oder eben keine Mitarbeiter einstellen.

  16. #55
    Sleeping Dragon Sleeping Dragon ist offline
    Avatar von Sleeping Dragon

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat AndiBcool Beitrag anzeigen
    Tatsächlich finde ich das durchaus positiv, das dieses ausbeuten nicht mehr möglich ist.
    Ein Betrieb, der seine Mitarbeiter nicht anständig entlohnen kann sollte geschlossen werden oder eben keine Mitarbeiter einstellen.
    Das ist einfach nicht weit genug gedacht. Nur weil diese Form der Ausbeutung nicht mehr möglich ist, wird das Arbeitspensum in den Firmen ja nicht geringer. Wenn keine neue Vollzeitkraft stattdessen eingestellt wird (und das wird in den seltensten Fällen so geschehen), müssen die bisherigen Mitarbeiter die wegfallenden Kräfte auffangen. Sicherlich werden die wenigsten davon eine Gehaltserhöhung erhalten für das, was sie zusätzlich leisten müssen und in der Folge verlagert sich die Ausbeutung nur. Tatsächlich müssen die Firmen dann nicht mal mehr diese 400 Euro zusätzlich abtreten und die durch den Entfall dieses Jobs womögliche arbeitslose Person muss komplett vom Staat finanziert werden. Darüber hinaus wird es eben immer schwieriger an Arbeit zu kommen und nach diesem Trend haben wir irgendwann die priviligierte Hälfte der Bevölkerung, die 12 Stunden+ pro Tag arbeitet, da die Arbeitgeber kein Geld für neue, vor allem unerfahrene Kräfte ausgeben wollen und die weniger priviligierte Hälfte der Bevölkerung, die nie den Anschluss an den Arbeitsmarkt findet, da die Wissenslücke zwischen der Uni-Theorie und der Arbeitsmarkt-Praxis nicht mehr geschlossen werden kann.

    Natürlich soll niemand ausgebeutet werden oder für 400 Euro im Monat arbeiten müssen, aber die Politik hat da einfach extrem kurzsichtig gehandelt und die Folgen dieser Regelung total falsch eingeschätzt. Schlussendlich ist es immer noch besser, wenn die Leute für wenig Geld arbeiten, aber zumindest Berfufserfahrung sammeln können als wenn sie komplett arbeitslos und ohne Perspektive sind. Der Arbeitnehmer sollte einfach nicht zum Bittsteller verkommen, der fast schon dafür betteln muss, dass er selbst für seinen Lebensunterhalt aufkommen darf. Es sollte eher umgekehrt sein, aber anstatt neue, unerfahrene Kräfte einzulernen, bezahlen die Unternehmen lieber Headhunter, die erfahrene Kräfte von der Konkurrenz abwerben sollen. So kann ein Arbeitsmarkt einfach auf Dauer nicht funktionieren.

  17. #56
    AndiBcool AndiBcool ist offline
    Avatar von AndiBcool

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Es kann keine Lösung sein Leute für immer weniger Geld beschäftigen zu wollen, damit der Gewinn gesteigert wird (siehe z.B. DHL).
    Firmen die nur aufgrund von Billiglöhnern existieren können und praktisch ihre Arbeitskräfte über die Gemeinschaft finanzieren lassen, gehören geschlossen. Wenn Sie nicht konkurrenzfähig genug sind um den Mitarbeitern guten Lohn zu zahlen, ist das Geschäftsmodell einfach schlecht.
    Etwas Mehrarbeit wird sicherlich entstehen wenn 400€ Stellen wegfallen, letztlich muss die Arbeit gemacht werden aber zerteilen kann sich auch Niemand. Das sind alles falsche Argumente um 400€ Stellen zu rechtfertigen.
    Wie gesagt wer sich keine oder genügend Mitarbeiter leisten kann hat dann das falsche Geschäftsmodell. Sonderlich lange werden sich diese extreme Mehrbelastung die Leute auch nicht anschauen und sich nach anderen Stellen umsehen.
    Durch die Harz 4 Gesetzte musst Du ja ab den ALG2 jeder Stelle annehmen, also auch dann schlecht bezahlte. Das Problem des Lohndumpings ist also vom Staat Hausgemacht. Denn früher hat sich der Arbeitsmarkt von selber geregelt, da wäre Niemand auf die Idee gekommen 8 Stunden am Tag zu arbeiten und dennoch Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen weil der Lohn so miserabel ist.

    Die niedrigen Löhne bedingen natürlich auch schlechtere Kaufkraft und somit weniger Umsatz für die Wirtschaft. Ebenfalls hausgemacht.
    Genauso verhält es sich auch mit öffentlichen Aufträgen, da wird immer der Billigst genommen, der im Endeffekt später dann aber 3 mal so teuer ist. Das wäre auch nicht nötig wenn die Steuergesetzte endlich mal angepasst werden, das es keine Steuerschlupflöcher gibt.
    Einen großen Teil der Schuld sehe ich auch in den AGs, den Konzernen ist es wichtiger die Dividende zu erhöhen anstatt den Arbeitnehmern, die letztlich diesen Gewinn erwirtschaften, mehr Geld zu zahlen.
    Nein es werden eher Stellen abgebaut oder nach Wegen gesucht die Löhne weiter zu drücken.

    Ich möchte gar nicht wissen wie viel Fachwissen und gute Leute letztlich solchen Maßnahmen zum opfer fallen oder aufgrund der immer kleiner werdenden Mittelschicht.

    Was für Dich über bleibt, wenn Du Studiert hast aber aufgrund mangelnder Berufserfahrung keine Stelle bekommst, ist relativ simpel.
    Mach dich selbstständig, lerne etwas anderes, wandere aus oder mache eine weitere Ausbildung.

    Solange Arbeitgeber nicht mehr bereit sind Mitarbeiter auf eigene Kosten einzuarbeiten, fortzubilden oder auszubilden, wird sich dort leider nicht viel ändern.

    Ja leider ist der Arbeitnehmer heute schon Bittsteller, weil es ein Überangebot von billigen Arbeitskräften gibt und Leute in schlecht bezahlte Jobs gezwungen werden.
    Andererseits könnte man auch behaupten das Falsche gelernt oder studiert, wenn es dort so ein Überangebot gibt, das die Arbeitgeber so wählerisch sein können.

  18. #57
    Sleeping Dragon Sleeping Dragon ist offline
    Avatar von Sleeping Dragon

    AW: Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat AndiBcool Beitrag anzeigen
    Es kann keine Lösung sein Leute für immer weniger Geld beschäftigen zu wollen, damit der Gewinn gesteigert wird (siehe z.B. DHL).
    Firmen die nur aufgrund von Billiglöhnern existieren können und praktisch ihre Arbeitskräfte über die Gemeinschaft finanzieren lassen, gehören geschlossen. Wenn Sie nicht konkurrenzfähig genug sind um den Mitarbeitern guten Lohn zu zahlen, ist das Geschäftsmodell einfach schlecht.
    Etwas Mehrarbeit wird sicherlich entstehen wenn 400€ Stellen wegfallen, letztlich muss die Arbeit gemacht werden aber zerteilen kann sich auch Niemand. Das sind alles falsche Argumente um 400€ Stellen zu rechtfertigen.
    Grundsätzlich richtig. Aber was ist wenn wirklich all diese Firmen geschlossen werden? Zunächst mal würde die Wirtschaft darunter leiden und zum anderen würden dann neben den Ausbeuter-Stellen auch die sozialversicherungspflichtigen Stellen dort wegfallen. In vielen Bereichen sind die Gewinnspannen halt wirklich sehr gering, gerade im niedrigeren Dienstleistungsbereich oder auch in der Gastronomie. Da wirkt sich ein Mindestlohn dann vielleicht so aus, dass die Öffnungszeiten kürzer werden, weil sich manche Zeiten einfach nicht lohnen um eine Vollzeitkraft einzustellen. Oder die Preise werden in einem Maß erhöht, dass es dem Konsumenten richtig weh tut und er ggf. gar nicht mehr kauft. Schlussendlich haben nicht mal die Billiglohnkräfte, die nun mehr Gehalt bekommen, viel davon, weil sie eben selbst auch für alle Dinge die höheren Preise zahlen müssen. Es gibt so viele Bereiche, in denen einfach keine größeren Gewinne erzielt werden, die aber doch zugleich auch erforderlich sind. Vor allem die kleineren Betriebe leiden doch darunter. Die großen Konzerne, denen man mal richtig wehtun sollte, lachen darüber dagegen nur müde.

    Zitat AndiBcool Beitrag anzeigen
    Wie gesagt wer sich keine oder genügend Mitarbeiter leisten kann hat dann das falsche Geschäftsmodell. Sonderlich lange werden sich diese extreme Mehrbelastung die Leute auch nicht anschauen und sich nach anderen Stellen umsehen.
    Viele Mitarbeiter lassen sich das leider wirklich gefallen, einfach weil sie Angst davor haben sonst nichts anderes zu finden. Die hängen Überstunde an Überstunde, einfach nur um ihren mickrigen Lohn weiterhin zu bekommen. Wonach sollen die sich auch umsehen, wenn es nichts gibt? Oder wenn sie z.B. schon über 50 Jahre alt sind? Ich kenne Personen, die kriegen von ihrem Chef alle zwei Wochen einen komplett freien Tag, weil sie an allen anderen Tagen einfach so viele Überstunden machen müssen, dass die Arbeit einer kompletten Vollzeitkraft wahrscheinlich von der Abteilung im Rahmen von Mehrarbeit miterledigt wird. Und selbst wenn man sich tatsächlich umorientieren will und die Chancen dazu hat...es ist doch sehr wahrscheinlich, dass es beim neuen Arbeitgeber nicht anders abläuft, denn das ist sicherlich kein Einzelfall.

    Zitat AndiBcool Beitrag anzeigen
    Durch die Harz 4 Gesetzte musst Du ja ab den ALG2 jeder Stelle annehmen, also auch dann schlecht bezahlte. Das Problem des Lohndumpings ist also vom Staat Hausgemacht. Denn früher hat sich der Arbeitsmarkt von selber geregelt, da wäre Niemand auf die Idee gekommen 8 Stunden am Tag zu arbeiten und dennoch Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen weil der Lohn so miserabel ist.
    Dem ist ja leider auch nicht so. Ja, theoretisch muss man als ALG II-Empfänger jeden zumutbaren Job, der einem angeboten wird, auch annehmen. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Agentur für Arbeit doch längst keine Jobs mehr vermittelt, denn die haben halt auch einfach keine. Die meisten Personen, die den Bezug verlassen, schaffen das aus eigener Initiative – tatsächliche Unterstützung ist von dieser Seite nicht zu erwarten. Wäre man als Arbeitssuchender nicht finanziell davon abhängig, würde sich kein Mensch heutzutage mehr im Jobcenter vorstellen, denn es ist in den meisten Fällen wirklich Zeitverschwendung. Dort werden keine Arbeitssuchenden in Arbeit vermittelt, dort werden Arbeitssuchende verwaltet. Es gibt also nicht mal Stellen im Niedriglohnbereich, in die das Jobcenter vermitteln kann. Ob das nun an deren miserabler Organisation oder dem Arbeitsmarkt selbst liegt, ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich an beidem. Früher war das jedenfalls mal anders, bevor die Umstrukturierung der Ämter erfolgt ist.

    Zitat AndiBcool Beitrag anzeigen
    Einen großen Teil der Schuld sehe ich auch in den AGs, den Konzernen ist es wichtiger die Dividende zu erhöhen anstatt den Arbeitnehmern, die letztlich diesen Gewinn erwirtschaften, mehr Geld zu zahlen.
    Nein es werden eher Stellen abgebaut oder nach Wegen gesucht die Löhne weiter zu drücken.
    Ja, der Aktienmarkt ist mir auch ein ganz großer Dorn im Auge. Ich würde mir wünschen, dass Börsenspekulation komplett verboten wird bzw. gar nicht erst erlaubt worden wäre. Bei den Geldern, die heutzutage davon abhängen natürlich leider ein absolut utopischer Wunsch, doch gerade die Börse ist ein elementarer Grund dafür, dass die Vermögensverteilung immer ungleichmäßiger wird. Die gesamte Wirtschaft wäre sicherlich deutlich bodenständiger und solider wenn diese Spekulationen keine Rolle spielen würden. Wenn man aber anfängt mit Werten zu handeln, die nur in der Theorie existieren, ist doch völlig klar, dass es katastrophale Folgen haben wird. Und die haben sich ja teilweise auch schon gezeigt. Gelernt hat daraus trotzdem keiner – außer vielleicht diejenigen, die auf diese Weise ihr gesamtes Vermögen verloren haben. Aber hey, wen interessieren schon die Worte oder Gedanken eines Verlierers?

    Zitat AndiBcool Beitrag anzeigen
    Was für Dich über bleibt, wenn Du Studiert hast aber aufgrund mangelnder Berufserfahrung keine Stelle bekommst, ist relativ simpel.
    Mach dich selbstständig, lerne etwas anderes, wandere aus oder mache eine weitere Ausbildung.
    Selbständigkeit erfordert natürlich zunächst mal eine Geschäftsidee, mit der man auf dem Markt auch wirklich konkurrenzfähig ist. Selbst wenn man eine hat, benötigt es immer noch äußerste Disziplin um dieser Tätigkeit nachzugehen und man ist stets der Unsicherheit ausgesetzt nicht zu wissen was der nächste Monat rein finanziell wohl bringen wird. Hinzu kommen weitere Erschwernisse wie z.B. dass man sich komplett selbst um seine Altersvorsorge kümmern muss. Für viele Menschen ist das einfach keine Option.

    Etwas Neues lernen klingt gut, aber zumeist muss man als Lernender doch für seine neue Qualifikation bezahlen – wie soll man dafür dauerhaft aufkommen? Unterstützung seitens der Agentur für Arbeit gibt es dafür in aller Regel nicht. Für bezahlte Ausbildungsstellen sind Hochschulabsolventen in der Regel schon zu alt. Die wollen jüngere Leute, am besten frisch von der Schule, die sie komplett neu formen können. Ein neuer Bildungsweg ist also meist mit großen Erschwernissen verbunden und es ist ja keinesfalls gesichert, dass es danach besser wird.

    Bliebe noch das Auswandern. Aber wohin denn? Ich kenne jetzt mich jetzt nicht auf dem Arbeitsmarkt jedes einzelnen Landes aus, aber ich befürchte doch, dass viele Nationen vor einem ähnlichen Problem stehen. Viele der „billigen“ Arbeitskräfte kommen doch sogar aus dem Ausland hierher, weil der Verdienst, den sie hier erhalten, den in ihrer Heimat deutlich übersteigt. Zudem steht einem beim Auswandern natürlich auch häufig eine Sprachbarriere im Weg. Selbst wenn man in Englisch bewandert ist, ohne ein Wort der jeweiligen Landessprache zu sprechen, wird man dort wohl kaum eine Vollzeitstelle bekommen. Und das Lernen von Sprachen ist auch nicht jedermanns Sache bzw. ebenfalls eine zeitintensive Investition, deren Erfolg allenfalls vage ist.

    Zitat AndiBcool Beitrag anzeigen
    Ja leider ist der Arbeitnehmer heute schon Bittsteller, weil es ein Überangebot von billigen Arbeitskräften gibt und Leute in schlecht bezahlte Jobs gezwungen werden.
    Andererseits könnte man auch behaupten das Falsche gelernt oder studiert, wenn es dort so ein Überangebot gibt, das die Arbeitgeber so wählerisch sein können.
    Was ist denn heutzutage noch das „richtige“ Studium? Es gibt doch kaum noch Fächer, in denen man tatsächlich nahezu sichere Beschäftigungschancen nach dem Abschluss hat. Da sind natürlich die Berufe mit traditionell hohem Prestige und ständigem Bedarf wie Arzt oder Ingenieur (wobei viele auch nur in diese Richtung studieren, weil es eben mit Prestige verbunden oder der Beruf von Papi ist und nicht weil sie sich tatsächlich dafür interessieren). Dann natürlich der Dauerbrenner im Verwaltungswesen, der allerdings kein besonders hohes Ansehen hat und in den Aufstiegschancen stark eingeschränkt ist. Und Informatik. Informatiker werden scheinbar auch noch immer so ziemlich überall gesucht, denn ohne Computer und Internet geht heutzutage ja gar nichts mehr. Bei sämtlichen anderen Studiengängen ist doch ein gewisser Prozentsatz, wenn nicht sogar ein Großteil der jährlichen Absolventen eigentlich überflüssig, weil einfach in Massen ausgebildet wird. Und vor allem kann sich der Arbeitsmarkt ja in den ~drei Jahren eines Studiums wieder wandeln. Dann sind vielleicht gerade drei Jahrgänge auf den Arbeitsmarkt gestoßen, die sich genau die gleiche Lücke ausgeguckt haben und schon ist der Bedarf dort auch schnell gestillt, dass man als frischer Absolvent mit leeren Händen dasteht, weil schon etwas ganz anderes gesucht wird. Oder auch einfach mal gar nichts.

  19. #58
    Ole2

    Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Tatsächlich, bisher boomt unsere Wirtschaft noch immer, aber wie überal gilt - die Dinge ändern sich und nichts bleibt dann mehr so, wie es einmal war.

    Vor Wochen hieß es scheinheilig vom SIEMENS Chef Kaeser in Davos - schon bevor die Ankündigung kam, in Deutschland Hunderte Jobs in der Turbinensparte abzubauen, vor allem in Sachsen aber auch andernorts, weswegen die Menschen schon auf die Straßen gingen, dass sich also etwas ändert.

    Kaeser, links neben Trump sitzend, verklickert dem, dass er beabsichtige, die angeblich in Deutschland nicht mehr rentablen und herzustellenden Turbinen nun in den USA herstellen lassen würde. Sicherlich wußte der längst von den US-Steuersenkungen Bescheid. Geht es nicht noch scheinheiliger?

    Unglaublich, auch, was die jüngsten Wirtschaftsnachrichten vermelden. Es war, so man sich den Bereich Flugzeugbau und darum herum mit beschäftigt, nur eine Frage der Zeit, aber so wird es wohl kommen, dass erneut Tausende Jobs in der EU und in mehreren Standorten Deutschlands wegfallen sollen. Die Gründe liegen auf der Hand und war vorhersehbar. Trotz eines erneuten A380 Großauftrages von der EMIRATES sowie auch aufgrund der miserablen bisherigen Bilanz bei der M400 scheint es nn unvermeidlich zu sein, wie man auf Tagesschau.de nachlesen kann. In Deutschland wird sich wohl eher bald etwas abkühlen, als weiter heiß laufen.

    Medienbericht: Tausende Jobs bei Airbus in Gefahr? | tagesschau.de

  20. #59
    Anarky Anarky ist offline
    Avatar von Anarky

    Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat Ole2 Beitrag anzeigen
    Tatsächlich, bisher boomt unsere Wirtschaft noch immer, aber wie überal gilt - die Dinge ändern sich und nichts bleibt dann mehr so, wie es einmal war.

    Vor Wochen hieß es scheinheilig vom SIEMENS Chef Kaeser in Davos - schon bevor die Ankündigung kam, in Deutschland Hunderte Jobs in der Turbinensparte abzubauen, vor allem in Sachsen aber auch andernorts, weswegen die Menschen schon auf die Straßen gingen, dass sich also etwas ändert.

    Kaeser, links neben Trump sitzend, verklickert dem, dass er beabsichtige, die angeblich in Deutschland nicht mehr rentablen und herzustellenden Turbinen nun in den USA herstellen lassen würde. Sicherlich wußte der längst von den US-Steuersenkungen Bescheid. Geht es nicht noch scheinheiliger?

    Unglaublich, auch, was die jüngsten Wirtschaftsnachrichten vermelden. Es war, so man sich den Bereich Flugzeugbau und darum herum mit beschäftigt, nur eine Frage der Zeit, aber so wird es wohl kommen, dass erneut Tausende Jobs in der EU und in mehreren Standorten Deutschlands wegfallen sollen. Die Gründe liegen auf der Hand und war vorhersehbar. Trotz eines erneuten A380 Großauftrages von der EMIRATES sowie auch aufgrund der miserablen bisherigen Bilanz bei der M400 scheint es nn unvermeidlich zu sein, wie man auf Tagesschau.de nachlesen kann. In Deutschland wird sich wohl eher bald etwas abkühlen, als weiter heiß laufen.

    Medienbericht: Tausende Jobs bei Airbus in Gefahr? | tagesschau.de
    Das ist doch von Anfang an klar gewesen und nennt sich Konjunkturzyklus. Das ist leider nicht zu stoppen und mit unserem aktuellen Wirtschaftssystem auch gewollt, aus einer Depression entsteht ein Boom der die Wirtschaft wieder durch Fortschritt ankurbelt bis es zur nächsten Rezession kommt. SoWi LK, Q1.
    Wer das System stoppen will, muss auf radikale Methoden wie einen kompletten Wechsel des Systems zum Kommunismus hin gehen, Friedrich Engels hat es vorgemacht. Aber wieso sollte man so etwas tun? Das würde andere Gefahren mitbringen, die die Depression die bald kommen wird lächerlich aussehen lassen. Ich hoffe einfach, es handelt sich dieses mal um keine Krise sondern wirklich geringe Konjunkturschwankungen.

  21. #60
    Quietscheente Quietscheente ist offline
    Avatar von Quietscheente

    Die Deutsche Wirtschaft läuft heiß

    Zitat Ole2 Beitrag anzeigen
    Vor Wochen hieß es scheinheilig vom SIEMENS Chef Kaeser in Davos - schon bevor die Ankündigung kam, in Deutschland Hunderte Jobs in der Turbinensparte abzubauen, vor allem in Sachsen aber auch andernorts, weswegen die Menschen schon auf die Straßen gingen, dass sich also etwas ändert.
    Ich hab bis vor ein paar Monaten bei Siemens in einer Strategieabteilung gearbeitet. 98% aller Jobs bei Siemens standen nicht auf der Kippe und für die Großturbinen gab es extreme Überkapazitäten. Der Schritt war richtig, die Leute werden auch zum Großteil nicht einfach auf die Straße gesetzt, sondern die interne Verwendung geprüft. Falls das nicht geht, sind die "Pakete" die Siemens da schnürt schon okay. Siemens ist einer der größten Arbeitgeber Deutschlands und geht mit seinen Mitarbeitern wirklich fair um. Diese Bewertung aus dem Kontext heraus ist sehr plump.

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