Thema: My Islamic Banking - Finanzen nach Gottes Wille

Ich habe da einen interessanten Artikel aufgeschnappt. Es geht um islamtechnisch korrektes und moralisch einwandfreies Banking. Dessen Merkmale zeigen sich durch Zinsfreiheit und die Enthaltung am Geschäft mit Schweinefleisch und Pornographie.
Was haltet ihr davon? Ist so einen Finanzwirtschaft ernstzunehmen oder nur ein Profilierunsversuch? Hat Religion noch etwas in der Wirtschaft zu suchen?

Hoffentlich fangen die Buddhisten damit nicht an!

Aktien von Unternehmen, die mit Alkohol, Waffen, Schweinefleisch oder pornographischen Produkten handeln, sind damit ebenso ausgeschlossen wie Investitionen in Unternehmen, deren Zinseinkommen am Gesamtumsatz 5 Prozent beträgt.

"Allah hat den Kauf erlaubt, aber das Zinsnehmen verboten", heißt es in der zweiten Sure des Koran - das Zinsverbot ist das zentrale Element des Islamic Finance. Jeder Transaktion muss zudem ein realwirtschaftlicher Vermögensgegenstand zu Grunde liegen, gemäß dem Grundsatz "Handle nur mit dem, was dir gehört".

Quelle:
Schattenbusiness: Islamische*Banken*starten Anlauf auf Deutschland - manager magazin - Finanzen

So weit ich weiß, gab es so etwas ähnliches doch mal in Indien oder? Aber ungeachtet des religiösen Hintergrundes sagt mir das Grundprinzip "Handle nur mit dem, was dir gehört" durchaus zu, wenn man bedenkt, dass so manche moderne Finanzprobleme aus dem Bruch dieses Prinzips kommen. Viele Chancen wird es hier jedoch wohl nicht haben; der Islam ist im eher religionsmüden Deutschland nicht wirklich das optimale Medium für derartige Ideen.

Mein Bank hat auch so nen' Ableger: HSBC Amanah - Islamic banking and financial management , wohl hauptsächlich darauf zurück zu führen auf die Geschäfte in Malaysia und Indonesien. Wenn man sich das so durchliest, erscheint es schon etwas suspekt. Das Hauptgeschäftsfeld der Bank befindet sich im normalen Bereich, da macht man eben ein kleine Untersparte mit lecker monetären Halal auf. Nicht das ich dafür Verständnis hätte, aber als Gläubiger (also im Sinne von Religion, nicht Finanz) würde ich mir ein wenig verarscht vorkommen. Ähnlich einem Fleischer der in der selben Straße drei Geschäfte betreibt: eines für Halal, eins für Koscher und ein reguläres. Nur das die Produktion in der selben Küche stattfindet.

1. Ist ne super Idee. Ne gute Möglichkeit für die Menschen langsam von diesem Zinssystem weg zu kommen.

2. Diese Finanzwirtschaft ist sicherlich ernst zu nehmen. Kenne einige Leute dort persönlich und denen geht es nicht um Profilierung.

3. Religion und Wirtschaft sind seit über 1000 Jahren fest verbunden. Und sie werden auch immer fest verbunden sein.

Grüße
Phalanx

Dark_Phalanx

1. Ist ne super Idee. Ne gute Möglichkeit für die Menschen langsam von diesem Zinssystem weg zu kommen.

2. Diese Finanzwirtschaft ist sicherlich ernst zu nehmen. Kenne einige Leute dort persönlich und denen geht es nicht um Profilierung.

3. Religion und Wirtschaft sind seit über 1000 Jahren fest verbunden. Und sie werden auch immer fest verbunden sein.

Grüße
Phalanx

Ist das ein Pro-Argument, wenn etwas schon 1000 Jahre so ist? Nun, wenn man so ein Pro Argument aufbaut:

Juden werden seit über 2000 Jahren vehement verfolgt. Und das werden sie auch immer in Zukunft.

Ich meinte damit nur, dass man die Religion nicht teilen und pflücken soll, sondern sie so lassen soll, wie sie ist, denn ansonsten ist es nicht mehr die gleiche Religion, sondern etwas ganz neues.

Grüße

Ich finde die Idee teilweise ganz lustig, aber ohne Zinsen hat eine Bank keine Möglichkeit, Profit zu machen und wird auf Dauer möglicherweise aussterben. Sie würde dann nur mit der Stütze des Staates überleben.
Wenn niemand bei der islamischen Bank mitmacht, wird es sie sowieso nicht lange geben.

Jacky89

Ich finde die Idee teilweise ganz lustig, aber ohne Zinsen hat eine Bank keine Möglichkeit, Profit zu machen und wird auf Dauer möglicherweise aussterben.

Banken haben noch andere Möglichkeiten Profit zu erwirtschaften, da nimmt der Zins einen marginalen Aspekt ein.

Jacky89

Ich finde die Idee teilweise ganz lustig, aber ohne Zinsen hat eine Bank keine Möglichkeit, Profit zu machen und wird auf Dauer möglicherweise aussterben. Sie würde dann nur mit der Stütze des Staates überleben.
Wenn niemand bei der islamischen Bank mitmacht, wird es sie sowieso nicht lange geben.

Das ist nur der Fall, wenn man der Maxime des ständigen Wachstums folgt. Manchmal muss man aber auch damit zufrieden sein, den Status Quo zu erhalten ...

Banken müssen nicht jedes Jahr ihr Vermögen um einen 10stelligen Prozentsatz steigern und Rekordgewinne einstreichen, wenn sie vernünftig wirtschaften. Viele Banken sind zudem viel zu aufgebläht. Es würde ihnen eine Verschlankung gut tun und sie wären vor Finanzkrisen etwas besser geschützt ...
In dem Fall ist es wahrscheinlich auch so, dass die Anleger nicht scharf auf hohe Prozentsätze sind, sondern von dem Konzept überzeugt sind ...

Islamic Banking ist ja jetzt kein neues Phämomen. Seine Anfänge nahm das Ganze in den späten 70er Jahren. Bis zu 700 Milliarden Marktvolumen soll das islamkonforme Banking haben, das aber hauptsächlich da es staatlich stark gefördert wird in den entsprechenden Staaten wie Bahrain, Dubai und Malaysia. Für diese Banken gibt es dann steuerliche Vorteile bzw. der Staat unterstützt die Banken mit Bonds und Einlagen. Oft sind es aber auch einfach nur gesetzliche Bestimmungen, die die Banke dazu veranlassen so zu wirtschaften. Die bereinigten Zahlen schätzt man dann auf ca. 200 Milliarden Marktvolumen bei knapp 500 Banken weltweit. Eine recht überschaubare Zahl bei 10.000 Banken weltweit.

Natürlich haben diese Banken natürlich einen großen Markt an potenziellen Kunden. Durch die wachsende Anzahl der Muslime in Deutschland ist es nur logisch, dass eine Bank so einen Ableger in Deutschland aufmacht. Ganz koscher (höhö) aus islamischer Sicht ist das Ganze aber auch nicht. Darum wundert mich dieser Satz:

Dark_Phalanx

Ich meinte damit nur, dass man die Religion nicht teilen und pflücken soll, sondern sie so lassen soll, wie sie ist, denn ansonsten ist es nicht mehr die gleiche Religion, sondern etwas ganz neues.

Grüße

Nicht nur das vom Schmied erwähnte Kochen in der selben Küche, allgemein wird ein großer Teil des Islamic Banking von konservativen Moslems stark kritisiert. Gut 80% des Islamic Bankings machen nämlich sogenannte Murâbaha und Ijarah aus. Vergleichbar sind sie mit einem ganz normalen festverzinsten Kredit und einem Leasing-Vertrag. Diese sind auf den ersten Blick zinsfrei, auf dem zweiten Blick ist es aber das Gleiche in grün. Bei einem Murâbaha-Vertrag kauft die Bank ein Gut und stellt es dem Kunden zur Verfügung. Der Kunde bindet sich durch den Vertrag, das Gut abzunehmen und den Kaufpreis + Aufschlag in Raten oder auf einmal zu zahlen. Sieht aus wie ein Kredit, ist ein Kredit, aber Allah hält es halt eher mit dem Absoluten. Rein für lau und Allah's Segen machen also auch diese Banken nichts. In der Vergangenheit war es sogar so, dass der Aufschlag als moralisch korrekt angepriesen wurder, aber an Wucher grenzte und gutgläubige Moslems schlicht und einfach abgezockt wurden. Komplett ohne den bösen Westen und diabolische Zins-Banker.

Inzwischen gibt es für so gut wie jedes Finanzgeschäft, das halal erscheinende Pendant. Sogar für Derivate, die ja in der Sharia eigentlich als Glücksspiel abgetan werden. Das Islamic Banking sich nur im Schein vom westlichen Banking unterscheidet zeigt auch die Tatsache, dass sich die Zins- und Kostenraten für herkömmliche und sharia-konforme Geschäfte nahezu absolut identisch entwickeln. (Quelle: Bank Negara Malysia)

Insgesamt ist das zum größten Teil mehr Schein als Sein. Von konservativen Islam-Gelehrten wird eben dieser große Teil kritisiert und kaum als islamkonform angesehen. Richtiges islamkonformes Banking hätte ohne staatliche Hilfe keine Chance zu überleben.
Ich denke diese Diskrepanz steht auch einem Erfolg in Deutschland im Wege. Die Moslems für die Religion nicht der Lebensmittelpunkt ist werden ihr Geld auch weiterhin bei westlichen Instituten anlegen, die die wirklich so konservativ eingestellt sind, dürften erstens nicht über allzu viele finanzielle Möglichkeiten verfügen und zweitens dürfte ihnen das Schein-islam-Banking nicht weit genug gehen.

Als Befürworter von Säkularisation finde ich, dass Religion im öffentlichen Leben nicht unbedingt gefördert werden sollte. Es ist aber das gute Recht der Banken, so einen Ableger aufzumachen. Da es sich aber lediglich um dem Versuch neue Märkte zu erschließen handelt, dem ich wie erläutert geringe Chancen einräume, sehe ich der Sache gelassen entgegen.