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    Frau Obersturmführer Rip van Winkle Frau Obersturmführer Rip van Winkle ist offline

    Attack on Titan - Review

    Die Fortsetzung wurde angekündigt, daher erlaube ich mir, ein Review über die erste Staffel zu schreiben, um zum Start der zweiten Staffel auf diesem Review aufbauend eine Kritik schreiben zu können.

    Worum geht es? Das lässt sich kurz und knapp auf den Punkt bringen. In einer mittelalterlichen Welt haben riesige, humanoide und beinahe unbezwingbare Geschöpfe - auch bekannt als Titanen - die Menschheit an den Rand der Ausrottung gedrängt. Die wenigen Menschen, die noch leben, haben sich hinter riesigen Mauern verschanzt, die vor Urzeiten gebaut wurden und leben seither in ner trügerischen Idylle. Denn lange galten diese Mauern als unzerstörbar - bis plötzlich ein gigantischer Titan erscheint und ein riesiges Loch in die Mauern reißt - und die Menschheit, die gerade gelernt hat, aufrecht zu gehen, wieder mit voller Wucht auf die Knie wirft. Denn sofort strömen Titanen in die eben erzeugte Lücke und fallen über die geschockte Bevölkerung des angegriffenen Bezirks her. Das Überleben der Menschheit wird abermals auf die Probe gestellt, denn das plötzliche Auftauchen jener gigantischen Titanen versetzt die Menschheit erneut in einen Überlebenskampf, dem sie offensichtlich nichts entgegenzusetzen haben...

    Soweit zur Einführung! Die Handlung gehört zu den Kernaspekten der Serie und ich werde mich bemühen, möglichst wenige Details zu verraten, um eventuellen Neulingen möglichst viel Spannung aufrechtzuerhalten. Ich möchte mein Review allerdings mit einer Frage starten, denn wie sicher vielen von euch bekannt ist, hat der Anime vor knapp zwei Jahren einen großen Hype ausgelöst, der bis heute anhält, daher möchte ich auch sofort zur alles entscheidenden Frage kommen: erfüllt der Anime die Erwartungen?

    Nun, hinsichtlich dessen, was wir geboten bekommen: Ja. Selbstverständlich - und in meinem Review möchte ich bezüglich meiner Überzeugung gerne Stellung beziehen. Ein großer Faktor, der zum Erfolg der Serie beiträgt, ist die einzigartige Atmosphäre. Der Anime verfügt über eine kaum vergleichbare Atmosphäre, die eindrücklich und einprägsam übermittelt wird. Diese Tatsache ist mitunter der Grund für den Erfolg der Serie, denn wir haben es hier mit einem unikaten Konzept zu tun. Während in beinahe allen Animes dieser Reichweite von Beginn an ein Protagonist existiert, der sich nach und nach durch die Serie kämpft und immer weiß, was zu tun ist, gibt es in dieser Serie erstmal keinen Helden, während der Feind, die Titanen, gleichzeitig schier unbesiegbar scheinen. Der Zuschauer wird gleich zu Beginn, mit dem Einfall der Titanen, in der ersten Folge in eine sehr bedrückende Lage geworfen, die mehrere Folgen anhält und das Schlüsselwort ist in diesem Fall: Ohnmacht.

    Als gleich zu Beginn der Serie Titanen in die Stadt einfallen und hemmungslos die Bevölkerung bei lebendigem Leibe verschlingen, entsteht Panik. Dies wird in der ersten Folge auch dadurch erkennbar, dass selbst altgediente Soldaten um ihr Leben laufen, statt sich dem Kampf zu stellen. Ich als Zuschauer wurde von dieser Atmosphäre regelrecht mitgerissen, denn das Konzept war neu für mich. Bei Highschool of the Dead beispielsweise, der über ein ähnlich apokalyptisches Szenario verfügt, gibt es Protagonisten, die gleich im ersten Moment wissen, was zu tun ist und sich mutig ihre Wege durch die Massen an Zombies schlachten, das Blut der Feinde spritzt dabei in alle Richtungen. Bei Gurren Lagann ist es ähnlich: apokalyptisches Setting und ein starker Gegner, der durch den Willen und Glaube der Protagonisten jedoch außer Kraft gesetzt wird. Bei Attack on Titan hingegen hält die Schockstarre mehrere Folgen an und der Held der Serie, Eren Jäger, entwickelt sich erst verhältnismäßig spät zum Helden - und das auch weniger durch Kalkül sondern durch unbändigen Hass, aber dazu später mehr. Wie bereits festgestellt: in der Serie gibt es im ersten Moment keine Helden, lediglich Gejagte und dieses einzigartige Konzept verhilft Attack on Titan zum Erfolg. Von der ersten Folge an begleitet mich die Panik und Ohnmacht der Protagonisten und es war ein Genuss, mich dem Fluss der Ereignisse zu unterwerfen - denn diesem Schicksal waren auch die Protagonisten unterworfen.

    Für diejenigen, die die Flucht aus dem angegriffen Bezirk überlebt haben, steht fest: diese Erfahrung war einschneidend und soll nicht wieder vorkommen. Nicht aber für den jungen Eren, dem Protagonisten und zukünftigen Helden der Serie. Dieser ist felsenfest davon entschlossen, die Titanen zu vernichten und restlos zu pulverisieren - alle. Jeden einzelnen. Ihn übermannt das Bedürfnis der Rache und dieser Impuls wird der Antrieb seiner Entscheidungen in der Serie sein. Seine beiden Freunde, Mikasa und Armin, werden von seinem Eifer angesteckt und bilden fortan das Trio, welches in der Serie im Vordergrund steht. Somit kommen wir auch gleich zu den Charakteren der Serie, einem weiteren Faktor, der zum Erfolg der Serie beigetragen hat.
    Ich kann jedoch sagen, dass die Ausarbeitung der Charaktere nicht sonderlich tief greift. Das gilt vor allem für die eben erwähnten Protagonisten der Serie. Man weiß einfach zu wenig, um sich wirklich auf sie einzulassen. Zwar sind die drei Persönlichkeiten charakterlich voneinander zu unterscheiden und sie machen im Verlaufe der Serie - mehr oder weniger - auch alle eine Entwicklung durch und gewinnen an Reife. Trotzdem denke ich nicht, dass der gemein Zuschauer behaupten kann, sie mit allen Facetten zu kennen und das ist meiner Auffassung nach eine Schwäche der Serie. Man kennt zwar die Verbindung von Eren und Mikasa und ihre gemeinsame Vergangenheit wird kurz thematisiert. Mehr gibt es aber in der ersten Staffel nicht über sie zu erfahren und das ist meiner Ansicht nach der Grund, wieso es schwer fällt, eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen. Armin durchlebt zwar auch eine positive Entwicklung, aber über sein Wesen wird kaum Stellung bezogen - mein Eindruck war das zumindest. Außer, dass Mikasa sehr introvertiert und an Eren gebunden, Eren sehr extrovertiert und rachsüchtig und Armin und seine physikalische Schwäche durch seine Intelligenz kompensiert, ist relativ wenig über die drei Protagonisten bekannt - und so gehen alle mit einem charakterlich recht schwachen Auftritt aus der Serie. Dasselbe lässt sich beispielsweise auch über Levi erzählen, der im Verlaufe der Serie zwar eine unterstützende Position einnimmt, aber außer wenigen Eigenschaften kaum einen Einblick in seine Gefühlswelt zulässt. Er wirkt distanziert, gefasst, durchgehen kalt - und weiter? Hanji ist an Titanen interessiert, aufgeschlossen, motiviert, experimentierfreudig - aber was kommt noch? Ich hoffe, man versteht, was ich aussagen möchte. Viele Charaktere werden einfach in die Serie geworfen und sterben dann ohne große Einführung wieder weg und hier sehe ich halt ein zweischneidiges Schwert. Zwar verliert die Serie unglaublich an Tiefe durch all die - meiner Ansicht nach - lieblos kreierten Charaktere, gewinnt gleichzeitig aber unglaublich an Dramatik. Denn wie ich zu Beginn meines Reviews erklärt habe, entsteht in den ersten Folgen das Bild gewaltiger Ohnmacht und das ist zum großen Teil der vielen sterbenden Charaktere zu verschulden. Viele Charaktere halten hier schlichtweg als Kanonenfutter her, um die Dramatik der Serie zu erhöhnen. Fast die meisten Charaktere, die uns zu Beginn der Serie vorgestellt werden, sterben in einer sehr großen Zahl wieder weg, ohne je eine primäre oder sekundäre Rolle gespielt zu haben. Das schadet wie gesagt der Charakterentwicklung, aber es feuert die todernste und hoffnungslose Atmosphäre der Serie an, die ich eben gelobt habe. Allerdings empfinde ich die unglaublich inflationäre Verheizung von Charakteren als etwas übertrieben. Die Dramatik wurde meiner Ansicht nach zu stark aufgeblasen und wirkte stellenweise unglaubwürdig - denn dadurch, dass viele Charaktere nur über einen Zeitraum den Bildschirm betreten und dann sofort wieder geopfert werden, beschränkt sich meine Anteilnahme auf ein müdes Kopfschütteln. Das war nicht immer so, aber viele Charaktere wirken aufgrund ihrer dünnen und schwachen Ausarbeitung wie Statisten, die Mittel zum Zweck sind. Manche Charaktere wären mit für den Zuschauer grösserer Wucht gestorben, wenn sie eine zwischenmenschliche Funktion oder fundamentale Rolle eingenommen hätten.

    Das gilt auch für die Titanen. Obwohl die erste Staffel 25 Episoden umfasst, hat sich der Kenntnisstand rund um die Titanen kaum geändert. Weder weiß ich, woher sie kommen, noch was ihre Absicht ist. Dies vermag aber durchaus als akzeptables Stilmittel zu sein, um den Reiz für die zweite Staffel aufrecht zu erhalten. Denn die Titanen sind meiner Ansicht nach das bisher schlagkräftigste Argument, sich diese Serie anzusehen und sie haben bei mir auch das grösste Interesse erzeugt. Es mag zwar paradox wirken, dass die Antagonisten interessanter wirken als viele der eingeführten menschlichen Charaktere, aber der Kampf gegen die Titanen sowie die Erforschung ihrer Schwächen waren der Grund für mich, die Serie weiter zu schauen. Außerdem wollte ich mehr über die sogenannten "Titanenwandler" erfahren - allerdings halte ich mich zu diesem Thema bedeckt, weil ich mein Review ohne Spoiler verfassen möchte.

    Ein weiterer Faktor, der den Anime rühmt, ist die Art und Weise, wie der Anime erzählt und schließlich zur Schau gestellt wurde. Denn dieser nimm gleich zu Beginn durch den Angriff der Titanen Fahrt auf und hält sein Tempo konstant. Der Spannungsbogen ist angenehm, je weiter der Anime fortschritt, desto spannender habe ich ihn wahrgenommen. Vor jeder Folge wurden für gewöhnlich die relevanten Ereignisse der vorherigen Folgen zusammengefasst, wodurch der Höhepunkt der vergangenen Episoden also gleich wieder aufgegriffen und ins Gedächtnis gerufen wurde - dies halte ich für eine legitime Methode, um die Ereignisse der letzten Folgen aufzuarbeiten. Die zahlreichen dynamischen Action-Sequenzen glänzen mit einer hochwertigen, choreographischen Umsetzung und einer passenden, musikalischen Darbietung - die ich im übrigen nochmal besonders loben möchte. Die Soundtracks sind ein Genuss für die Ohren - sie sind das Essen, wir sind die Jäger - ein Satz, der so schnell nicht mehr aus dem Gedächtnis weicht.

    Viel mehr lässt sich zum Anime eigentlich nicht sagen - ich habe die Stärken und Schwächen von Attack on Titan möglichst Spoiler-frei aufgelistet und begründet und möchte mein Review mit einem Fazit abschließen:

    Attack on Titane ist ein spannender Anime, der durch gelungene Action oberflächliche Unterhaltung bietet und mit einer enorm mitreißenden Atmosphäre sowie einer interessanten Handlung überzeugt, allerdings auf komplexe Charaktere verzichtet und daher kurzweiligen Genuss bietet, den man sich mit Popcorn und einem kühlen Getränk ohne Langeweile reinziehen kann. 8.3/10 Punkte

    Kleine Anmerkung: ich beurteile den Anime ohne Rücksicht auf die Manga-Serie sondern als eigenständiges Medium.



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