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    Der Schmied von Kochel Der Schmied von Kochel ist offline
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    The Last of us


    Wer einmal das Pulitzer prämierte Werk „The Road“ – Die Straße gelesen hat, der weiß von einer apokalyptischen Welt zu berichten, in der sich Überlebende um Nahrung und Kleidung gegenseitig bekämpfen. Im Prinzip ist das nicht wirklich etwas Neues, nur meistens wurden diese Szenarios mit Zombies garniert, solange bis sie einem zum Halse raushingen.
    Da die Handlung an sich immer noch auf Gegenliebe stieß, suchte man neue Wege. Bei Filmen sah man „I am Legend“ mit Will Smith, bei Spielen wartete Ubisoft mit „I am alive“ auf und selbst TV Serien bauten auf diesen Schema auf, so wie „The Walking Dead“. Das unendliche Potenzial der Menschheit sich eigenständig zu dezimieren, wurde dann auch von Naugthy Dog aufgegriffen und mit „The Last of us“ verwirklicht. Hier war es kein Virus und kein Atomkrieg der als Auslöser das Ende der Menschheit einläutete, sondern eine simpler Pilz mit seinen Sporen.

    In dieser Welt treffen wir auf Joel, der beim Ausbruch der Seuche seine Tochter verlor, jedoch seine eigene Haut retten konnte. Eingepfercht in einem Quarantäne Camp in Boston, erhält er den Auftrag Ellie zu einer Widerstandgruppe namens Fireflies zu bringen, da sie gegen den Pilz immun zu sein scheint. Es beginnt somit eine einjährige Reise durch das zerstörte Amerika, während dieser sie sich gegen mutierte Opfer, regierungstreue Soldaten und marodierende Gesetzlose zur Wehr setzen müssen. Im Prinzip ist jeder gegen sie, außer eine Handvoll Nebencharaktere die sie auf Abschnitten begleiten und ihre Geschichte erzählen.
    Im alltäglichen Kampf um das Überleben, müssen beide alles einsammeln was sich irgendwie verwerten lässt. Munition für Waffen ist rar, somit muss Joel aus alltäglichen Dingen basteln, was immer auch hilft. Aus Kunstdünger und Scheren wird eine Splitterbombe, aus Alkohol und Stofffetzen ein Molotov Cocktail. Einzig erschließt sich mir nicht, wie man aus Alkohol und einem Lappen ein Medikit zaubert, aber da braucht man wohl Fantasie. Im besten RPG Stil, kann man auch Joels individuellen Fähigkeiten ausbauen. Von Zeit zu Zeit findet man Pillen, die ab einer bestimmten Summe für Fähigkeiten eingesetzt werden können. Hinzu kommen zu findende Anleitungen und Waffen-Upgrades die man an Werkbänken umsetzt.

    Der Spieler ist gut beraten diese konsequent umzusetzen, denn so manch Gegner ist eine harte Nuss. Befeuert durch den Schwierigkeitsgrad, bei dem je nach Schwere die Mengen der gefundenen Dinge variieren, kann beispielsweise ein Bloater (fette Mutanten die Pilzsporen verschießen) ein wirkliches Problem darstellen, vor allem im Doppelpack. Das bringt mich zu einem relevanten Kritikpunkt: die Wahl der Mittel des Überlebens. Eine Flucht oder ein vorbei schleichen ist häufig nicht möglich, sodass man töten muss! Bei Infizierten ist das relativ egal, doch ich persönlich hätte gerne eine Wahl gehabt, ob ich meinem Gegner eine Axt ins Gehirn rammen will oder ihn nur außer Gefecht setze (a la Dishonored). Das Gewaltpotenzial ist generell nicht zu unterschätzen, vor allem gegen Ende des Spiels, wenn Ellie aktiv ins Geschehen eingreift und manch Rebellen mit Messern im Auge ins Jenseits schickt. Die fehlende Entscheidungsfreiheit ist für mich ein dickes Minus.

    Die Welt in der dies alles geschieht ist so detailreich wie selten zuvor auf der PS3 gesehen. Alles bewegt sich, wirft Schatten, scheint individuell gestaltet. Was Naughty Dog da programmiert hat ist ein Datenmonster, das die PS3 an seine Grenzen führt. Dies macht sich vor allem durch zwei Dinge bemerkbar:

    1. Die Ladezeiten. Wenn der letzte Speicherpunkt an einer Stelle mit vielen Scripts war, dauert das schon mal 2 Minuten. Manchmal wird dann sogar eine % Zahl angezeigt.
    2. Der PS3 Lüfter dreht auf, dass einem Angst und Bange wird.


    So ein Spiel fordert halt auch seinen Tribut. Die fantastischen Städtekulissen sind auf jeden Fall ein Meilenstein, sogar unter Wasser macht die Welt noch etwas her. Auf die 3D Funktion habe ich mal verzichtet, denn Spielen mit Brille finde ich immer noch gewöhnungsbedürftig.

    Beim Scripten wurde auch die KI umfangreich bedacht. Was uns da an Gegner entgegen geworfen wird ist wirklich intelligent. Man wird flankiert, man geht in Deckung und man flüchtet im Fall eines Falles. Wer hinter einer Mauer sitzt und wartet das der Opponent einfach aus seiner Deckung raus läuft wartet vergebens. Auch die s.g. Clicker sind hervorragend umgesetzt. Diese reagieren nur auf Geräusche da blind, dementsprechend stellen sie die einzigen Gegner dar, die man wirklich gekonnt umgehen kann – manchmal.

    Der Sound ist vom Setting her spektakulär. Umso mehr wundert es mich, dass die Entwickler bei der Vielfältigkeit der Waffen so geizig waren. Zwar funktioniert der Surround ohne Makel, doch was nützt das wenn die eingesetzten FX Sachen langweilig sind? Umweltgeräusche wie Wind oder eine Dose über die ich laufe sind allerdings wirklich gekonnt!
    Der Zeitaufwand für dieses postapokalyptische Abenteuer kann sehr unterschiedlich sein, je nachdem wie ernst man seine Sache nimmt. Man liest von min. 8 Stunden, wobei ich bei exzessivem Suchen auf „normal“ 20 Stunden gebraucht habe. Dabei muss ich aber erwähnen, dass ich jeden Winkel abgesucht und jede Aussicht genossen habe. Allein 10 Minuten sind beim Giraffen Ausguck draufgegangen ;-) Noch ein paar Stunden drauf setzt der MP. Bei diesem spielt man entweder in der Rebellen- oder der Überlebendenfraktion. Dieser funktioniert ganz gut, benötigt allerdings einen Online Pass der dem Spiel beiliegt. Ladezeiten und Serverauslastungen waren bisher jedes Mal sehr moderat. Trophäenjaeger werden um den MP nicht herumkommen, den 5 der 25 zu erreichenden Trophies sind an den MP gekoppelt. Überhaupt hat Naugthy Dog dem Trophäen Teil nur wenig Bedeutung zugemessen. Mit 25 zu erreichenden Zielen ist es nicht nur verhältnismäßig wenig, sondern sind diese auch noch schwer zu bekommen. Es vergehen schon einmal 10 Stunden bevor es das erste Mal überhaupt *Pling* macht. Mich als Nicht-Platin-Abhängigen störte dies nicht.

    Einen Wiederspielwert zu erkennen fällt mir persönlich sehr schwer. Dieses Spiel basiert auf seiner Geschichte und deren Ende. Wenn man diese kennt, ist der Reiz irgendwie verloren gegangen. Wer wirklich kein Sammelnarr ist, der wird TLOU evtl. nach dem ersten Mal für immer wieder ins Regal stellen.

    Generelle Kommentare zum Spiel:

    • Frauen scheinen Mangelware nach der Apokalypse. Außer ein oder zwei Exemplare zu Beginn und in der Mitte, begegnen uns kaum Östrogenfixierte Erdbewohner. Finde ich merkwürdig.
    • So detailreich und beeindruckend die Stadt und die Landschaft im Sommer ist, so langweilig ist die Gegend im Winter.
    • Die Steuerung bringt einen manchmal zum Wahnsinn. Vor allem das Menüauswahlsystem ist unhandlich und ungelegen im Kampf.
    • Mir fehlt die Hintergrundgeschichte. Was ist mit dem Rest der Welt geschehen? Ist es ein US Problem?
    • Geht es nur mir so, oder sind manche Ähnlichkeiten zu „I am alive“ etwas offensichtlich?


    TLOU hatte einen unglaublichen Hype vor der Veröffentlichung. Klar, es ist ein grandioses Spiel, doch definiert es nicht das Genre neu. Alles in allem würde ich dem Spiel 90 von 100 Punkten geben. Abzüge sind vor allem auf das Übermaß an Gewalt und die fehlende Option auf Verzicht für diese zurückzuführen. Klar, ein Holocaust ist kein Ponyhof, dennoch halte ich Entscheidungsfreiheit bei Handlungen heutzutage bei Spielen für wichtig; zur Charakterbildung.

    Besonders hoch anrechnen möchte ich Naughty Dog, dass sie es wagten ein komplett neues Spiel zu entwerfen und nicht auf den Zug der 1.000 Fortsetzungen gesetzt haben. Diese Eier haben heute nicht mehr viele, wobei ich sagen muss, dass der zweite Teil von TLOU gerade zu obligatorisch erscheint. Wie auch immer, ich freue mich darauf.

    The Last Of Us

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