Thema: Alles zum DFL Investoren-Einstieg

Wer sich mit Fußball beschäftigt, ist in den vergangenen Wochen nicht um das Thema des geplanten Investoren-Einstiegs der DFL herum gekommen. Inzwischen protestieren fast alle deutschen Fanszenen geschlossen gegen die DFL und den geplanten Einstieg. Es begann mit einem Stimmungsboykott im Dezember 2023 und weitete sich auf gezielte Spielunterbrechungen durch den Einsatz von Tennisbällen oder anderen Wurfgegenständen aus. Selbst ferngesteuerte Autos und Flugzeuge kamen in den letzten Partien zum Einsatz. Die Fans wehren sich damit entschlossen gegen die Ausweitung der Kommerzialisierung im deutschen Fußball. Doch was will die DFL mit den knapp 1 Mrd. € überhaupt anstellen?

• "Von der Milliarde, die sich die DFL von dem Investor aus der Private-Equity-Branche erhofft, sind 600 Millionen Euro für die Kernvorhaben Digitalisierung und Internationalisierung geplant."
• "Von den restlichen 400 Millionen Euro sind 100 Millionen Euro dafür vorgesehen, die Klubs direkt mit Geld bei ihren Reisen ins Ausland zu fördern. Damit können die Klubs Reisekosten bewältigen, um beispielsweise zur Werbung für die Bundesliga in die USA oder Asien zu reisen."
• "Die weiteren 300 Millionen Euro sind dafür eingeplant, zumindest für vier Jahre das Loch zu stopfen, das der Deal reißt. Denn die Klubs müssen im Gegenzug für die Milliarde nun langfristig auf rund acht Prozent ihrer Einnahmen verzichten - die gehen im Gegenzug für die Milliarde 20 Jahre lang an den Investor."

Zur detaillierten Übersicht und Verteilung

Im Gegenzug ist die DFL bei einem dauerhaften Abzug der 8% auf eine stetige Steigerung der Einnahmen angewiesen, um die Verpflichtung an den Investor auszugleichen. Damit ist es eine Wette auf die Zukunft. Zwar hat der Investor keinen direkten Einfluss auf Entscheidungen, allerdings wird befürchtet, dass er indirekt die DFL beeinflussen könnte. Allein der Drang die Einnahmen zu steigern, könnte die DFL dazu veranlassen, Anpassungen bei der Vermarktung vorzunehmen. So könnte der Spielplan weiter zerstückelt oder sogar einzelne Spiele im Ausland ausgetragen werden. Das ist noch kein Szenario, was heute eintreffen könnte, aber langfristig durch den Einstieg wahrscheinlicher wird.

Bei der ersten Wahl der 36 Proficlubs wurde ein Einstieg abgelehnt, da im Vorfeld aber wenig transparent kommuniziert wurde, waren noch einige Fragen offen. In einer zweiten kurzfristig angesetzten Abstimmung kam es zu einer knappen Mehrheit und damit das grüne Licht für den Investor. Besonders pikant war die Wahl von Martin Kind, der für Hannover 96 abgestimmt hat, aber vom Verein im Vorfeld beauftragt wurde, gegen den Einstieg zu stimmen. Da die Wahl geheim erfolgte, scheint Kind aber der Anweisung des Vereins nicht entsprochen zu haben und hat damit 50+1 verletzt.

Wie sich die Situation entwickelt, ist kaum absehbar. Die Fronten sind verhärtet und es bleibt spannend, wie es an den kommenden Spieltagen weitergeht. Wie ist eure Meinung zum geplanten Investoren-Einstieg der DFL?

Vielen Dank für die Aufbereitung. Ich halte da relativ wenig von und sehe auch den großen Nutzen der geplanten Investitionen nicht. Wozu braucht man hunderte Millionen Euro für Marketing? Die Bundesliga ist bereits bekannt. In Deutschland sowieso und auch im Ausland weitestgehend. Wer sich für Fußball interessiert, schaut sie ohnehin schon und lehnt sie aus anderen Gründen ab. Das ist ja keine Nischensportart, die man groß bewerben müsste.

Die Attraktivität der Bundesliga ist vor allem aus zwei Gründen relativ gering. Einerseits spielen die weltbesten Fußballspieler halt in anderen Ländern, weil deutsche Vereine ihre horrenden Gehälter nicht zahlen können. Und andererseits konnte man zumindest bis zu dieser Saison die Uhr danach stellen, dass am Ende sowieso Bayern Meister wird und die Spannung nicht sonderlich groß war. Damit noch mehr Leute regelmäßig zuschauen, müsste also einerseits das sportliche Niveau steigen und andererseits müssten mehr Teams sportlich wettbewerbsfähiger sein.

Diesen ganzen Firlefanz, den die DFL da ankündigt, braucht doch niemand. Was sollen diese dämlichen Auslandsreisen der Vereine? Die waren doch schon immer nur aus kommerziellen Gründen von Interesse. Jetzt die Spieler zwingen zu wollen noch mehr zu reisen als ohnehin schon, ist sicher nicht das beste Zeichen. Und in der Kabine sollte man sie auch in Ruhe lassen. Was soll der Voyeurismus? Sich hier zu verpflichten immer mehr wirtschaftliches Wachstum zu erzwingen, schadet dem Sport doch letztendlich mehr als er ihm nützt.

Vorerst kein ganz großes Tennis mehr in Fußballstadien?

DFL lässt Pläne für Investoren-Einstieg fallen

Die Pläne für einen Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga sind vom Tisch. Das Präsidium habe einstimmig beschlossen, den Prozess zum Abschluss einer Vermarktungspartnerschaft nicht weiterzuführen, teilte die DFL mit.

[Tagesschau.de]

Wahnsinn und damit hätte ich im Leben nicht gerechnet. Das ist ein großer Sieg für die deutschen Fankurven und zeigt, dass diese bei Entscheidungen nicht völlig übergangen werden dürfen. Das die DFL nun wirklich komplett einknickt und das ganze Projekt absagt, ist in meinen Augen echt eine Überraschung.

Gerade rechtzeitig, bevor sich die Profiklubs die Frage gefallen lassen müssten, wie auch Wochen nach Bekanntwerden der Protestform jeden Spieltag wieder hunderte Tennisbälle in die Stadien kommen konnten.

Gut zu hören, dass man sich (erstmal) seitens der DFL dagegen entschieden hat.

Ich werde allerdings die kreativen Einfälle der Fanszene echt vermissen.

David007

Wahnsinn und damit hätte ich im Leben nicht gerechnet. Das ist ein großer Sieg für die deutschen Fankurven und zeigt, dass diese bei Entscheidungen nicht völlig übergangen werden dürfen. Das die DFL nun wirklich komplett einknickt und das ganze Projekt absagt, ist in meinen Augen echt eine Überraschung.

Wichtiger Etappensieg ja, aber das Thema wird immer und immer wieder aufkommen...

Lem

Wichtiger Etappensieg ja, aber das Thema wird immer und immer wieder aufkommen...

Das stimmt. Ich denke aber, dass wir von dem Thema nun vorerst mal eine Weile verschont bleiben. Dafür war der Protest zu eindeutig. Die DFL wird aber in ihren Hinterzimmern sicherlich schon an anderen Ideen arbeiten, wie noch mehr Geld aus dem Produkt Bundesliga erzielt werden kann.

Hier noch ein sehr sehenswertes Statement aus den Kurven von verschiedenen Fanszene-Vertretern:

Lesenswerteres Interview mit den DFL-Bossen. Natürlich hat die DFL aus ihrer Sicht weniger Fehler gemacht und am Ende scheiterte der Investoreneinstieg an der mangelnden Kommunikation der Vereine. So könnte man es zumindest formulieren, wenn man das Thema salopp zusammenfassen möchte. Das einige Vereinsbosse aber auch erst für den Investoreneinstieg gestimmt und dann im Nachhinein ihre Meinung geändert haben, zeigt auch die Problematik der DFL. Da waren einige Vereine dann doch plötzlich anderer Meinung, als der Druck aus den Kurven kam.

DFL-Bosse im Interview: "Rechtliche Perspektive heilt nicht die moralischen Debatten"

"Nach dem geplatzten Investoren-Deal der DFL sprechen die Liga-Geschäftsführer Dr. Marc Lenz und Dr. Steffen Merkel im kicker-Interview. Ein Gespräch über Kommunikations-Defizite, verpasste Chancen und Kinds Votum."

kicker.de

Interessant ist aber der Vorstoß der DFL innerhalb der UEFA bzgl. dem Thema Kaderkostenobergrenze. Dort wurde ein Vorschlag zu dem Thema eingereicht. Sicherlich wird es hier innerhalb kürzerer Zeit keine Entwicklungen geben, aber langfristig ist es zumindest schon mal gut, dass man sich mit dem Thema beschäftigt. Gerade der deutsche Fußball hat, im Vergleich zur finanziell viel besser aufgestellten Konkurrenz, daran ein großes Interesse.

Wenn man nicht möchte, dass einen der gesamte Sport in den kommenden Jahren entgleitet, wird man da etwas machen müssen. Die Spannung im europäischen Fußball ist ja nun seit einigen Jahren nicht mehr so groß, da eine Handvoll Topmannschaften, die allermeisten Titel unter sich ausmachen. Ein bisschen mehr Spannung durch gleiche Rahmenbedingungen fände ich da schon interessant.