Thema: Duzen und Siezen

Lediban

Ich finde fürderhin, dass es einfach ein wenig vorschnell ist, so etwas abzuschaffen. Und das Urteil, dass es keine Sau bräuchte, zudem überspitzt.

Dann nenne mir eine Situation, in der man es bräuchte. Wie hier bereits erwähnt wurde, gibt es mehr als genug Sprachen, in denen man nur eine Form hat und dennoch gibt es Formulierungen, die man für formalere Ansprachen nutzen kann, um die Beziehung zum Adressanten deutlich zu machen.
Es ist überflüssig, so hart es auch klingen mag. Ich finde es eher schlimm, so etwas beizubehalten, was das Miteinander nicht selten komplizierter macht, nur weil man sich emotional mit einem Wort verbunden fühlt. Was soll das? Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?

Rufflemuffin

Ich finde fürderhin, dass es einfach ein wenig vorschnell ist, so etwas abzuschaffen. Und das Urteil, dass es keine Sau bräuchte, zudem überspitzt.

Dann nenne mir eine Situation, in der man es bräuchte. Wie hier bereits erwähnt wurde, gibt es mehr als genug Sprachen, in der man nur eine der beiden Formen hat und dennoch gibt es Formulierungen, die man für formalere Ansprachen nutzen kann, um die Beziehung zum Adressanten deutlich zu machen.
Es ist überflüssig, so hart es auch klingen mag.

Mein vorletzter Beitrag hier könnte Aufschluss darüber geben.

Lediban

Mein vorletzter Beitrag hier könnte Aufschluss darüber geben.

Das "Sie" scheint in deinem beschriebenen Fall nützlich zu sein, aber ja, wie du selbst schreibst, ist dieser doch eher selten. Wenn es das "Sie" nicht gebe, so würde man da sicher eine Alternative finden können oder man könnte das Wort in der Umgebung beibehalten. Aber es reicht für mich nicht als Grund zu sagen, dass man eine Beibehaltung im alltäglichen Gebrauch in Betracht ziehen müsste, so leid es mir tut.

Aber da hast du Glück, dass ich das leider nicht zu entscheiden habe.

Rufflemuffin

Das "Sie" scheint in deinem beschriebenen Fall nützlich zu sein, aber ja, wie du selbst schreibt, ist dieser doch eher selten. Wenn es das "Sie" nicht gebe, so würde man da sicher eine Alternative finden können oder man könnte das Wort in der Umgebung beibehalten. Aber es reicht für mich nicht als Grund zu sagen, dass man eine Beibehaltung in Betracht ziehen müsste, so leid es mir tut.

Das kann ich akzeptieren. Das einzige, was ich widerlegen wollte, waren so Äußerungen, wie dass es überflüssig sei, oder noch viel besser, der folgende hier:

Rufflemuffin

Das braucht einfach keine Sau.

Denn das halte ich für relativ unpassend. Und wie selten oder häufig der Fall ist, ist auch Ansichtssache. Wirklich selten ist das Verhältnis zwischen einem Arzt und seinem Patienten meiner Meinung nach nicht, die Psychologie ist nur der Punkt, an dem man in meinen Augen am besten erkennen kann, warum an dem Siezen festgehalten werden sollte.

Lediban

Denn das halte ich für relativ unpassend. Und wie selten oder häufig der Fall ist, ist auch Ansichtssache. Wirklich selten ist das Verhältnis zwischen einem Arzt und seinem Patienten meiner Meinung nach nicht, die Psychologie ist nur der Punkt, an dem man in meinen Augen am besten erkennen kann, warum an dem Siezen festgehalten werden sollte.

Ich wollte dich mit dieser Formulierung nicht angreifen, hinter dem Inhalt stehe ich allerdings weiterhin. Auch wenn es in der Psychologie nützlich ist, sollte es auch da Alternativen geben und die allgemeine Begegnung zwischen "Arzt" und "Patient" betrachte ich als alltägliche Situation, in der man es nicht bräuchte. In anderen Ländern funktioniert es auch, und wenn man es bei uns ändern sollte, würden die anfänglichen Lücken die in speziellen Fällen auftreten anderwertig gefüllt werden, so wie es woanders eben auch ist. Das "You" im Englischen soll, so wird es häufig erklärt, sogar das "Sie" im Deutschen sein und nicht das "Du". Ob da was dran ist, kann ich so nicht sagen, aber von mir aus, kann man auch das "Du" abschaffen. (Obwohl ich hier dazu sagen muss, dass man in der Regel öfter duzt als siezt. Für mich wäre das ein ganzes Ticken schwieriger).Hauptsache es gibt keine zwei Worte mehr, deren Grenze so unklar definiert ist.

Ich kann mir nicht vorstellen, meinen Vorgesetzten zu duzen, weil es für mich zu wenig Respekt vor seiner Position beinhaltet. Aber das ist nur meine Meinung, und insofern würde ich nicht so konträr zu deinem Beitrag stehen, wenn wir nur über diesen Punkt diskutieren würden. Mich störte einfach, dass du es so dargestellt hattest, als wenn es nirgendwo einen Nutzen habe und nur zur Verwirrung dienen würde, damit man nicht ganz klar weiß, wie man eine andere Person ansprechen soll. Leider ist es auch unmöglich, dafür eine klare Regel zu formulieren, weil es eben viel darauf ankommt, was ein Mensch für sich selbst besser findet. Ich beispielsweise, will von unbekannten Personen lieber gesiezt werden am Anfang, weil ich sonst das Gefühl habe, eine Person munkelt mir mit ihrem Umgang eine Bekanntschaft zwischen uns, die es aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht gibt. Doch ich tue mir auch schwer, Menschen in meinem Alter zu siezen, wenn ich in der Uni mit ihnen interagiere. Es hindert mich nicht daran, es zu tun, aber ich komme mir auch ein wenig komisch vor. Und mein ärgster Punkt ist, dass ich es heftig finde, so etwas einfach komplett abschaffen zu wollen, weil es mir als eine zu große Entscheidung erscheint. Und mein Beispiel mit der Psychologie ist auch nicht das einzige, wo ich es für nützlich und wichtig halte. Aber letztlich würde dies wohl nur darin verenden, dass man mir wieder sagt, dass es zu selten vorkommen würde.

Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Wir haben das gelernt, wir sind damit groß geworden und dementsprechend würde eine Abschaffung auch eine große Umstellung bedeuten. In dem man es abschaffen würde, würden sich, wie ich bereits schrieb, noch andere Dinge ändern, um anfänglichen Lücken auszufüllen. Trotzdem bin ich der Auffassung, dass man es nicht braucht und sobald die Umstellung erfolgt ist, die zugegeben ihre Zeit dauern würde, würde sich früher oder später alles einpendeln. Dass es funktioniert, sieht man ja an genügend Beispielen. Es allerdings als etwas alternativloses darzustellen, etwas, ohne das man nicht leben kann, ohne das das Chaos ausbrechen würde und als kulturelles Gut, welches man auf keinen Fall aufgeben darf, kann ich nicht verstehen.

Rufflemuffin

Es allerdings als etwas alternativloses darzustellen, etwas, ohne das man nicht leben kann, ohne das das Chaos ausbrechen würde und als kulturelles Gut, welches man auf keinen Fall aufgeben darf, kann ich nicht verstehen.

Und wer tut dies? Denn ich hoffe, dass ich mich mit meinen Beiträgen nicht für irgendjemand in ein Licht gesetzt habe, das solch ein Bild projizieren würde. Ich sagte lediglich, dass es Orte und Beispiele gibt, an denen ich es nicht missen wollen würde.

Okay, durch unser privates Gespräch und dem Verlauf hier habe ich das Gefühl mich missverständlich ausgedrückt zu haben. Alles, was hier steht, ist lediglich eine Meinung, nichts, was jemanden angreifen oder zwingen sollte mir zuzustimmen. Ich zieh mich hier mal zurück, da ich eh nichts mehr dazu zu sagen hab. Aber man sollte nicht versuchen, jede Formulierung, jedes kleine Wort kaputt zu analysieren und etwas hineinzuinterpretieren, was da so nicht steht. Es ist so geschrieben, weil es für mich persönlich klar ist. Wie andere darüber denken, ist selbstverständlich jedem selbst überlassen.

Man darf aber auch nicht vergessen das im englischen zwar das "Siezen" wegfällt, dafür aber die Anrede recht weit oben steht. Wenn wir also das SIE wegfallen, holen wir dann auch diese starke Etikette an Land?